"Mehr Tote durch Corona als während der Belagerung": Sarajevos schwieriger Vergleich

BOSNIA-HEALTH-VIRUS
Die bosnische Hauptstadt kämpft sich nach einem dramatischen Anstieg der Coronafälle zurück. Warum Impfstoffe rar sind und ein Lockdown kaum infrage kommt.

Es ist plakativ und schockierend und eigentlich sind es keine Krisen, die man einander gegenüberstellen kann. Und doch sind die Überschriften der vergangenen Tage für viele ein Weckruf gewesen: "Corona tötet in Sarajevo täglich mehr Zivilisten als die Belagerung im Bosnienkrieg."

Die Stadt, umringt von Hügeln, war in den Neunzigern 1.425 Tage lang unter Beschuss. Im Durchschnitt starben laut Rechnung von Politico jeden Tag vier Menschen durch die Belagerer. Im März forderte die Covid-19-Pandemie in Sarajevo mehr als 18 Todesopfer pro Tag, so der Vergleich der US-Zeitung.

Seit dieser Woche sinken die Zahlen nach einem dramatischen Höhepunkt Ende März – vor allem im Kanton Sarajevo – wieder. Aber immer noch verlieren jeden Tag zu viele Menschen in Bosnien ihren Kampf gegen Corona (gestern 78). Rund 7.500 Menschen sind bisher in ganz Bosnien an den Folgen von COVID-19-Infektionen gestorben 2.000 allein im vergangenen Monat.

Es kam zu Protesten in Sarajevo vor Regierungsgebäuden. Hunderte Menschen verlangten „Impfungen“ und „Rücktritte“.

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