Die Folgen: weniger Drogentote (2021: 74) als in den 90ern (350 pro Jahr) und im europäischen Vergleich; die Süchtigen leben nicht länger am Rande der Gesellschaft und die Polizei hat mehr Kapazitäten, um sich auf die Dealer zu konzentrieren – denn Dealen ahndet Portugal nach wie vor streng.
Missglückt in Oregon
Eine ähnlich liberale Drogenpolitik findet man nur im US-Bundesstaat Oregon, vergleichbar ist die Umsetzung aber kaum. 2021 wurde der Besitz kleiner Mengen harter Drogen entkriminalisiert. Die Hauptstadt Portland ist seitdem Treffpunkt für Drogenabhängige aus dem ganzen Land. Sie leben, schlafen und konsumieren auf der Straße. In den vergangenen Jahren sind die Todesfälle durch Opioide wie die "Zombie"-Droge Fentanyl sogar gestiegen (2021 waren es 737; 2022 stieg die Zahl auf 955). Die Suchtberatung verläuft freiwillig, die Nummer der Hotline ist auf der Rückseite der Strafzettel, die die Polizei bei öffentlichem Konsumieren verteilt, gedruckt.
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"Entkriminalisierung kann nur Hand in Hand mit genügend psychosozialen und medizinischen Angeboten gehen: Beratungsstellung, Suchtbehandlung, etc.", sagt UN-Drogenexperte Martin Raithelhuber. Portugal hat nach seiner Kehrtwende Drogenzentren installiert, in denen die Süchtigen unter Aufsicht konsumieren und sich Hilfe holen können. In Oregon fehlt das Geld für Aufklärungsstellen und Entzugskliniken.
Aufruf aus Amsterdam
Sucht zu kriminalisieren, sei immer der falsche Ansatz, schrieb die Bürgermeisterin von Amsterdam Anfang Jänner im britischen Guardian. In ihrem Artikel verteidigte sie die liberale Drogenpolitik ihres Landes.
Doch drohten die Niederlande angesichts des weltweit steigenden Drogenhandels, der zu einem großen Teil über die Häfen der Niederlande und Belgiens läuft, sich in einen "Narco-Staat" zu verwandeln: "Unser Kampf gegen Drogen ähnelt dem Wischen bei laufendem Wasserhahn", schrieb Femke Halsema. Sie fordert internationale Anerkennung, dass der Krieg gegen Drogen kontraproduktiv sei und Kriminalität und Armut fördere.
Verbündete findet sie nicht überall: Thailand hat im Sommer 2022 als erstes Land Asiens eine weitreichende Legalisierung von Cannabis durchgesetzt. Anbau, Verkauf und Konsum des Rauschmittels sind seitdem so gut wie nicht beschränkt. Davor wurde Cannabisbesitz mit bis zu 15 Jahren Gefängnis, Dealer sogar mit der Todesstrafe bestraft. 18 Monate nach Aufblühen des Cannabis-Tourismus will man nun den Freizeitkonsum von Cannabis wieder verbieten – zu groß ist der Drogenmissbrauch.
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Dafür will Deutschland ab April Cannabis in begrenzten Mengen legalisieren. Und die Schweizer Hauptstadt Bern kann sich sogar vorstellen, Kokain legal zum Verkauf anzubieten – um Kontrolle und Präventionsmaßnahmen sinnvoll gestalten zu können.
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