Kurz' neuer Arbeitgeber: Trump-Fan und Drahtzieher der US-Rechten
"Ich fordere alle meine amerikanischen Mitbürger auf, Donald Trump zu wählen": Mit dieser Rede beim Parteitag der US-Republikaner 2016 trat ein Mann ins politische Rampenlicht, der bis dahin eher als rätselhafter Drahtzieher im Tech-Business des Silicon Valley gegolten hatte: Peter Thiel. Trump, der sei nicht die Rückkehr zur Vergangenheit, sondern in eine "strahlende Zukunft", verkündete der Multimillionär, der von nun an auch auf einen Mitarbeiter aus Österreich zählen kann: Ex-Kanzler Sebastian Kurz.
Verbindungen zum Trump-Clan
Kurz, der selbst über Vermittlung des damaligen US-Botschafters in Wien, Trevor Traina, von Trump im Weißen Haus empfangen wurde, kann auf gute Verbindungen zum Trump-Clan und dessen Unterstützer setzen. So wurde der damalige Kanzler am Rande seines Washington-Besuches zu einem privaten Abendessen mit Trumps Tochter Ivanka und deren Ehemann Jared Kushner, ebenfalls internationaler Investor, eingeladen.
Klare Ideologie
Doch Kurz' neuer Chef hat offensichtlich und nach übereinstimmenden Berichten von US-Medien nicht nur aus geschäftlichem Kalkül seit Jahren alles auf Trump gesetzt und Millionen in seinen Wahlkampf investiert. Der deutschstämmige Peter Thiel hatte schon in den Jahren zuvor Gruppen am rechten Rand der Republikaner wie etwa die einflussreiche "Tea-Party"-Bewegung unterstützt.
Auch berichten US-Medien über direkte Kontakte von Thiel zur sogenannten Alt-Right-Bewegung, jener deklariert rassistischen, rechten Bewegung, aus denen sich Trumps fanatischste Anhänger rekrutieren. Jene also, in deren Foren auch der Sturm aufs Kapitol am 6.Jänner dieses Jahres vorbereitet wurde. So soll Thiel laut dem US-Nachrichtenportal "Buzzfeed" einen der Vordenker der Bewegung zu einem privaten Abendessen empfangen haben.
Trumps Einfluss sichern
Und Thiel setzt auch alles daran, um Trumps eisernem Griff, in dem er die Republikaner hält, zu festigen, obwohl er ihn, wie er in einem Interview mit der NZZ meinte, für "zu wenig disruptiv", deutlicher formuliert also radikal hält. Einer von Thiels engsten Mitarbeitern, Blake Masters, will im kommenden Jahr als Senator für die Republikaner im Kongress in Washington einziehen. Blake hat sich offen zu Donald Trump bekannt und unterstützt seine politische Linie rundum. Geld aus dem Thiel-Imperium steckt nun offensichtlich auch im Wahlkampf von Blake Masters.
Neues Buch über Thiel: "Der Pate des Silicon Valley"
Im Oktober dieses Jahres hat der Journalist Max Chafkins ein neues Buch über Peter Thiel mit dem Titel „Wie der Pate des Silicon Valley die Welt beherrscht“ herausgebracht. Chafkin erzählt auf knapp 500 Seiten, wie Thiel 2016 eine Gruppe aus rechten Medienvertretern gründete, weil vermutet wurde, dass Facebook eher linke Themen in den Vordergrund spielen würde. Bei einer Sitzung mit Mark Zuckerberg und Sheryl Sandberg in der Facebook-Zentrale überzeugten sie Zuckerberg, dass alles auf Facebook geschrieben werden darf. Dadurch wurde es möglich, Fakenews wie „Der Papst unterstützt Trump“ oder „Hillary Clinton verkauft illegal Waffen an den IS“ zu veröffentlichen.
Thiel steht, so Chafkin, an der Spitze der sogenannten Pay-Pal-Mafia, zu der auch die Gründer von YouTube, Yelp und LinkedIn gehören, ebenso wie Elon Musk. Sie brachten das Kapital für AirbnB, Lyft, Spotify und natürlich Facebook auf. Und sie machen die Gesetze im Silicon Valley. Seine Ideologie ist es, eine Ausprägung des extremen Liberalismus durchzusetzen, die Macht von traditionellen Unternehmen auf Start-up-Unternehmen und die Milliardäre zu verlagern. Sie vereine, eine Obsession von technischem Fortschritt mit einer nationalistischen Politik.
Dazu gehört auch, dass kritische Medien massiv bekämpft und mit Millonenklagen eingedeckt werden. In bestimmten Kreisen würde sein Nachname sogar als Verb verwendet. Einen Medienkanal oder Journalisten zu „perthielen“ bedeutet, sie in den Ruin zu treiben. Thiel gilt als brillant, ein Visionär mit der unheimlichen Fähigkeit, immer genau zu wissen, wie er gewinnen kann. Er hat die Gabe, das Leben wie ein Schachspiel zu betrachten, schreibt Chankin.
Sehr viel Geld gemacht
Sein erstes Vermögen machte Thiel beim Verkauf von Paypal an Ebay. Später war er der erste private Investor mit 500.000 Dollar bei Facebook. Heute sind seine diversen Fonds, zu denen auch Thiel Capital gehört, bei dem jetzt Sebastian Kurz anheuert, in allen möglichen Startups investiert - etwa auch in Bitpanda (Krypto-Handelspalttform) oder Atai (Biotech).
Zu den prominentesten und umstrittensten Investments von Peter Thiel zählt die US-Sicherheits- und Softwarefirma Palantir. Zu Palantirs Kunden zählen die CIA, Homeland Security oder die NSA. Das Spezialgebiet ist die Analyse von großen Datenbeständen (big data). Ende September 2020 ging Palantir in New York an die Börse. Schon am ersten Handelstag steig die Aktie um 31 Prozent. Milliardär Thiel war wieder um zig Millionen Dollar reicher geworden.
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