Kroatien reagiert auf Rekord-Infektionen

CROATIA-HEALTH-VIRUS-TOURISM
Nach einer Rekordzahl an Neuinfektionen sollen Strandpartys eingeschränkt werden. Sperrstunde von Nachtclubs wird vorverlegt.

180 Neuinfektionen binnen 24 Stunden: Am Donnerstag vermeldete Kroatien einen neuen Rekord an Neuansteckungen. Es war der höchste Tageswert, der seit Beginn der Pandemie registriert wurde.

Viele Urlauber bringen eine Infektion als Urlaubsmitbringsel in ihre Heimat mit. So mehrten sich auch in Österreich Corona-Erkrankungen bei Urlaubs-Rückkehrern. Etwa entstand in Oberösterreich ein Cluster bei Urlaubs-Rückkehrern aus der Küstenstadt Makarska; im Bezirk Schwaz gab neue Fälle, die auf einen Kroatien-Urlauber aus Split zurückgehen, in Gesamt-Tirol gibt es zumindest 20 importierte Fälle. Auch in Niederösterreich poppten Erkrankungen auf. In Wien gibt es bei Reiserückkehrern eine "steigende Tendenz", hieß es vonseiten der Stadt.

Nachschärfungen werden geprüft

Wie Gesundheitsminister Anschober am Freitagvormittag bei einer Pressekonferenz erklärt, wird man Nachschärfungen bei Reisebestimmungen in den kommenden Tagen prüfen. Zunächst werden die 282 Neuinfektionen des heutigen Freitags analysiert. "Wenn wir hier Bedarf sehen, müssen wir auch über Verschärfungen nachdenken. Natürlich auch zu Kroatien."

Rückkehrer aus Urlaubsgebieten mit Infektionen sind bereits seit einigen Tagen ein Problem. Erste Ergebnisse der Analysen soll es am Freitagabend geben, danach wird laut Anschober über die weiteren Maßnahmen entschieden.

Kärnten

16 von insgesamt 22 Personen, die gestern (Do) in Kärnten positiv getestet wurden, weisen direkten Kroatien-Bezug auf - darunter besonders viele Jugendliche: 80 Prozent sind 19 bis 25 Jahre alt.

Regional eingrenzen, wo in Kroatien sich die Kärntner Rückkehrer angesteckt hatten, könne man nicht, so Gesundheitsreferentin Beate Prettner: "Es waren unterschiedliche Orte, von wo sie zurückgekommen sind."

Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter hat darob gestern eine Reisewarnung für das Balkan-Land aufs Tapet gebracht: Eine Reisewarnung mit der Sicherheitsstufe 6 sei "aufgrund der derzeitigen Informationen diskutierenswert." 

Auch Prettner will die hohe Zahl der Infizierten, die sich in Kroatien angesteckt hatten, heute bei einer Konferenz der Gesundheitsreferenten zur Sprache bringen. Sie könne sich dabei dem Tiroler Landeshauptmann anschließen und eine Reisewarnung fordern.

Strandpartys ein Problem

in Kroatien selbst reagiert man auch auf den Rekordwert: Das Urlaubsland hat die Öffnungszeiten der Nachtlokale eingeschränkt.

Bars und Nachtclubs dürfen ab sofort nur bis Mitternacht geöffnet sein. Die Maßnahme des nationalen Krisenstabs bleibt die nächsten zehn Tage in Kraft, berichteten Medien.

900.000 Touristen

Die Behörden räumten ein, dass Nachtlokale und Strandpartys ein Problem darstellen. Bei den 180 Neuinfizierten, die am Donnerstag gemeldet wurden, liegt das Durchschnittsalter bei 31 Jahren. "Ein großer Teil davon, mehr als zwei Drittel, hängt mit Treffen an der Adriaküste zusammen", sagte Krunoslav Capak, Chef des Instituts für öffentliche Gesundheit, im Privatsender Nova TV.

"Wenn wir eine solche Situation haben, dass die Zahlen in die Höhe schießen, müssen wir etwas unternehmen", sagte Capak Freitagfrüh im öffentlich-rechtlichen Fernsehen HRT. "Es wäre besser gewesen, wenn wir schon früher eingeschränkt hätten, aber selbst jetzt ist es nicht zu spät", betonte er. In Kroatien befinden sich zurzeit rund 900.000 Touristen.

Slowenien schlägt Alarm

Im Nachbarland Slowenien haben die Epidemiologen bereits Alarm geschlagen, da die aus Kroatien importierten Neuinfektionen zunehmen. Für Slowenen ist die kroatische Adriaküste Urlaubsziel Nummer eins. Die Gesundheitsbehörden in Ljubljana berichteten, dass die meisten Infizierten junge Leute sind, die Strandpartys besucht haben.

Bojana Beovic, Leiterin der Expertengruppe, die die slowenische Regierung in der Corona-Pandemie berät, kündigte in Medien an, ein "wesentlich strengeres Regime" an der Grenze zu Kroatien vorschlagen zu wollen. Für die Rückkehr stellte sie entweder Quarantäne oder obligatorische Corona-Tests nach italienischem Vorbild in Aussicht. Mit einer entsprechenden Entscheidung sei nächste Woche zu rechnen.

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