Kritik an US-Abtreibungsurteil: "Ein Schlag ins Gesicht für Frauen"

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Der Oberste Gerichtshof der USA hat das liberale Abtreibungsrecht des Landes gekippt. Hier einige Reaktionen.

Der mehrheitlich konservativ besetzte Supreme Court machte den Weg für strengere Abtreibungsgesetze frei - bis hin zu kompletten Verboten in einzelnen US-Staaten.

Eine Entscheidung, die international für viele Reaktionen sorgt.

Die Vereinten Nationen etwa wiesen auf die Gesundheitsrisiken für Frauen hin. "Daten zeigen, dass die Einschränkung des Zugangs zur Abtreibung die Menschen nicht davon abhält, eine Abtreibung durchzuführen - sie macht sie nur tödlicher", teilte der UNO-Bevölkerungsfonds am Freitag mit. Die UN-Menschenrechtschefin Michelle Bachelet spricht von einem "massiver Schlag gegen die Menschenrechte von Frauen und gegen die Gleichberechtigung."

Justizministerin Alma Zadić zeigt sich auf Twitter wütend über den Beschluss. Die außenpolitische Sprecherin der Grünen Ewa Ernst-Dziedzic schrieb: "Ein Trauerspiel, eine Tragödie für Betroffene, ein herber Rückschlag."

 

 

Die deutsche Familienministerin Lisa Paus äußerte sich "fassungslos" über das Urteil. Ricarda Lang, Deutsche Grünen-Chefin: "Damit wird in den USA die Selbstbestimmung von Frauen über ihren eigenen Körper zum ideologischen Spielball".

"Großen Rückschritt" und "erschreckend"

Der britische Premierminister Boris Johnson bezeichnete die Entscheidung als "großen Rückschritt". Er sei immer schon der Ansicht, dass die Entscheidung bei den Frauen liegen müsse, sagte Johnson am Freitag bei einem Besuch in Ruanda.

Kanadas liberaler Premier Justin Trudeau zeigte sich entsetzt. "Keine Regierung, kein Politiker oder Mann sollte einer Frau sagen, was sie mit ihrem Körper machen kann und was nicht", schrieb Trudeau am Freitag auf Twitter und versicherte kanadischen Frauen, für ihr Recht auf Abtreibungen einzustehen. Die Nachrichten aus dem Nachbarland USA seien "erschreckend".

Der Sohn von Ex-Präsident Donald Trump dagegen feierte die Supreme-Court-Entscheidung als Sieg seines Vaters. "Stolz auf meinen Vater für das, was er heute erreicht hat", schrieb Donald Trump Junior am Freitag bei Twitter. Sein Vater habe für "unsere Bewegung" drei Richter am Obersten Gerichtshof eingesetzt, die gegen liberale Abtreibungsregeln seien. Auch der konservative texanische Gouverneur Greg Abbott begrüßte das Urteil: Texas sei ein Staat, der ungeborenes Leben schütze.

Präsident Joe Biden sagte am Freitag, er werde dafür kämpfen, den Zugang zur Abtreibung zu erhalten und rief die Amerikaner auf, mehr Demokraten zu wählen, die die durch die Entscheidung des Gerichts gekippten Rechte schützen würden. "Dies ist noch nicht vorbei", erklärte er.

"Es ist meiner Ansicht nach die Verwirklichung einer extremen Ideologie und ein tragischer Fehler des Obersten Gerichtshofs." Und: "Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um diesen zutiefst unamerikanischen Angriff zu bekämpfen."

Für die die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi ist der Beschluss "ein Schlag ins Gesicht für Frauen." Die Lage sei "todernst." Mehrheitsführer der Demokraten im US-Senat, Chuck Schumer schreibt auf Twitter: "Heute ist einer der dunkelsten Tage, die unser Land je gesehen hat."

Ex-Präsident Donald Trump äußert sich zur Abtreibungsentscheidung, die nur möglich gewesen sei, weil er in seiner Amtszeit drei konservative Richter an das Oberste Gericht berufen habe mit den Worten: "Es war mir eine große Ehre, das zu tun." In einer Mitteilung schreibt er "Diese großen Gewinne beweisen, dass - obwohl die radikale Linke alles in ihrer Macht stehende tut, um unser Land zu zerstören - Eure Rechte geschützt werden, das Land verteidigt wird und immer noch Hoffnung und Zeit bleiben, Amerika zu retten!"

Der ehemalige US-Präsident Barack Obama ruft auf Twitter auf, sich mit den den Aktivisten, die seit Jahren Alarm schlagen, zu solidarisieren. "Steht mit ihnen bei einem örtlichen Protest."

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