Kriegsreporterin Antonia Rados: "Wir müssen mit den Taliban reden, aber..."

Kriegsreporterin Antonia Rados: "Wir müssen mit den Taliban reden, aber..."
Antonia Rados berichtete aus Kriegsgebieten auf der ganzen Welt. Nach einem Jahr Machtübernahme der Taliban in Afghanistan ruft sie den Westen zu mehr Engagement auf und warnt vor ähnlichen Fehlern in der Ukraine.

Knapp ein Jahr nach der Machtübernahme der Taliban ist das Schicksal der afghanischen Bevölkerung aus der Berichterstattung verschwunden. Kriegsreporterin Antonia Rados (69) kennt Afghanistan wie kaum eine andere deutschsprachige Journalistin. In ihrem neuen Buch erzählt sie von 40 Jahren Berichterstattung aus ein Land, das von Großmächten erobert und fallen gelassen wurde.

Im Interview zieht sie Vergleiche zwischen dem gesellschaftspolitischen Interesse an Afghanistan und dem Krieg in der Ukraine, plädiert für mehr Journalismus ohne Aktivismus und pocht auf Gesprächen mit den Taliban.

KURIER: Frau Rados, alle Augen sind auf die Ukraine gerichtet, keiner blickt mehr nach Afghanistan. Was sagen Sie dazu? 

Antonia Rados: Nach 9/11 hat man gesagt, es gibt nichts Wichtigeres, als die Demokratie in Afghanistan einzuführen – ähnlich wie man heute sagt, es gibt nichts Wichtigeres, als die Ukraine mit Waffen zu beliefern. Plötzlich war das Interesse weg. Das nagt an jemandem, der 40 Jahre lang von dort berichtet hat. Ich werfe in meinem Buch auch die Frage auf, wie das passieren konnte.

Und was ist Ihre Antwort darauf? Wer ist verantwortlich dafür? Die Medien, die Leser?

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