Kein Eishockey am Roten Platz: Neue Spekulationen über Putins Abgang
Es ist quasi das freundschaftliche Fußballspiel, das sich europäische Staatschefs - man erinnere sich an Heinz Fischer - gelegentlich gönnen, auf Russisch.
Einmal pro Jahr erschien Wladimir Putin auf dem auf dem Roten Platz eingerichteten Eislaufplatz, um an einem Eishockey-Spiel teilzunehmen, mit Freunden, gleichgesinnten Politikern und jeder Menge Bodyguards
Doch dieses perfekt inszenierte Event für die russische Propaganda fällt heuer, der Kreml ließ am Donnerstag Putins Teilnahme absagen. Es ist nicht der einzige öffentliche Auftritt, den Putin in den vergangenen Tagen ausfallen ließ. Auch die ebenso traditionelle Fragestunde mit Bürgern des ganzen Landes, die live über das Fernsehen zugeschaltet werden, wurde abgesagt ebenso wie die jährliche Pressekonferenz. Möglicherweise, so wird in Moskau bereits spekuliert, könnte auch die Neujahrsansprache demnächst abgesagt werden.
Putin scheint auch zu planen, seine jährliche Rede zur Lage der Nation vor dem Unter- und Oberhaus des Parlaments ausfallen zu lassen, oder sie zumindest vorerst einmal zu verschieben. Laut der russischen Verfassung, die vor zwei Jahren vom Kreml neu erstellt wurde, damit Putin bis 2036 an der Macht bleiben kann, ist der Präsident verpflichtet, dem Parlament einmal im Jahr persönlich Bericht zu erstatten.
Flucht oder Krankheit?
Das alles heizt wieder einmal die ohnehin ständig brodelnde Gerüchteküche über eine Krankheit Putins, nun aber noch mehr über seinen bevorstehenden Abgang an.
Die im vergangenen Jahr kursierenden Spekulationen über den Gesundheitszustand des Präsidenten - man redete über Blutkrebs, oder einen unerklärlich schleppenden Schritt - haben sich ja allesamt sehr schnell wieder in Luft aufgelöst.
Doch der Druck auf den 70-Jährigen ausgelöst durch die katastrophale Lage in der Ukraine, verschärft durch den Winter, wächst.
Immer mehr Kreml-Beobachter reden deshalb über Fluchtpläne für Putin, die bereits fertig in der Schublade liegen sollen.
Plan "Noahs Arche"
Der Codename für dieses Projekt, der jetzt etwa in der Londoner "Times" vom Kreml-Kenner Abbas Gallyamov kolportiert wird, nennt sich Noahs Arche.
Das zentrale Element: eine Flucht nach Südamerika - und da wahlweise nach Venezuela oder Argentinien.
Igor Sechin, Chef des Ölgiganten Rosneft, der enge geschäftliche Kontakte in die kommunistische Diktatur Venezuela hat, soll diese Vorbereitungen organisieren. Die Pläne für Argentinien sind dagegen weit mysteriöser. Gallyamov aber ist überzeugt, wie er auf Telegram schreibt: "Putins Gefolgsleute haben nie ausgeschlossen, dass er den Krieg verliert, die Macht abgibt und rasch aus dem Land geschafft werden muss."
Kommentare