Aufbruchstimmung im Iran

Präsident Rohani: "Haben Goldene Seite aufgeschlagen"
Irans Präsident lobt Ende der Sanktionen. Israels Netanjahu zeigt sich entsetzt.


In der Nacht auf Sonntag sind die Sanktionen des Westens gegen den Iran gefallen. Das Ende der Wirtschaftssanktionen wurde in Teheran euphorisch gefeiert. Der Iran hat sein Atomprogramm gemäß den Auflagen des Juli-Abkommens massiv zurückgebaut (siehe Info) und hat am späten Samstagabend grünes Licht für die Rückkehr auf die internationale Handelsbühne bekommen.

Der Atomstreit mit dem Iran beschäftigte die Diplomatie seit 13 Jahren. Weil der Westen Sorge hatte, dass Teheran an einer Atombombe baue, verhängte er scharfe Wirtschaftssanktionen – die jetzt fallen. Die EU, die USA und die Schweiz kündigten deren Ende bereits an.
Der Iran erhält wieder Zugang zu den internationalen Finanzmärkten und kann wieder Öl und Gas in die EU exportieren, westliche Firmen dürfen wieder in der Islamischen Republik Geschäfte machen – das war in den vergangenen Jahren nur über Umwege möglich. Gesperrte Konten von rund 300 Personen, Firmen und Organisationen werden freigegeben, EU-Einreiseverbote aufgehoben. Bis auf Waffen- und Raketentechnik dürfen wieder alle Waren in den Iran exportiert werden.

Euphorie und Warnung

„Mit diesem Abkommen haben alle gewonnen, sowohl im In- als auch im Ausland“, frohlockte Irans Präsident Hassan Rohani am Sonntag vor dem Parlament. Er sprach von einer „Goldenen Seite der Geschichte“ und dem Wendepunkt für die iranische Wirtschaft, einer Verbesserung des Wohlstandes und der Sicherheit in der Region.

Doch seine Meinung teilt nicht jeder. Während auch aus der EU und den USA freudige Stimmen zu hören waren, warnte Israels Premier Benjamin Netanjahu erwartungsgemäß: „Klar ist, dass der Iran jetzt mehr Ressourcen für den Terrorismus und seine Aggression in der Region und weltweit zur Verfügung hat.“ Außerdem werde Teheran seiner Einschätzung nach weiter an der Atombombe bauen.

Sorge um den Ölpreis

Der Iran ist als Markt zurückgekehrt. Etliche Firmen haben auf diesen Tag gewartet. Vor allem Energieriesen wie die französische Total und die britische Shell standen bereits ante portas. Ein erster großer Deal wurde noch am Samstag bekannt: Der Iran wolle 114 Passagierflieger vom europäischen Hersteller Airbus um mehr als zehn Milliarden Euro kaufen.
Doch bei aller Goldgräberstimmung gibt es auch Sorge um die Belastung der Finanzmärkte. Öl ist eine zentrale Einnahmequelle des Iran. Teheran wird die Ölproduktion nach eigenen Angaben um rund 500.000 Barrel pro Tag anheben. Die Aussicht auf das zusätzliche Öl aus dem Iran hat die Preise bereits Ende vergangener Woche massiv gedrückt. Ein Barrel (159 Liter) kostete kurz vor Verkündung des Deals weniger als 30 Dollar, so wenig wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Die Börsen in Saudi-Arabien, Katar, Dubai und Kuwait sind am Sonntag eingebrochen.

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