Börsen am Golf brachen nach Iran-Abkommen ein

Die Rückkehr des Iran auf den Ölmarkt schürt bei den Nachbarn Angst vor einem weiteren Preisverfall.

Mit Bekanntwerden des Atomabkommens mit dem Iran (der KURIER berichtete) brachen die Börsen am Golf ein. Die Umsetzung des Iran-Abkommens ermöglicht Teheran die Rückkehr auf den internationalen Ölmarkt - damit kommt noch mehr Öl auf den Weltmarkt. Der weltweite Ölpreisverfall könnte sich damit fortsetzen. Für die Erdöl exportierenden Länder grenzt das an eine Katastrophe. So erzielen etwa die Golfmonarchien aus dem Ölverkauf rund 80 Prozent ihrer Einnahmen.

Nachdem Öl in den vergangenen zwei Jahren schon um 65 Prozent billiger geworden ist, gab der Preis seit Anfang des Jahres um weitere 20 Prozent auf unter 30 Dollar pro Barrel nach. Sollte der Ölpreis weiter fallen, kommen die Staatshaushalte der Ölländer gehörig in Bedrängnis.

Viele internationale Börsen hatten bereits am Freitag kräftig im Minus geschlossen, beim Auftakt der Handelswoche auf der arabischen Halbinsel ging es dann am Sonntag steil bergab. Die saudiarabische Börse in Riad verlor 5,44 Prozent, zwischenzeitlich lag das Minus gar bei sieben Prozent. Die Papiere aus der Ölindustrie gaben um 5,13 Prozent nach.

In Katar, dem zweitgrößten Handelsplatz am Golf, drehten die Kurse bis zum Mittag mit 5,6 Prozent in den roten Bereich. In Dubai landeten die Kurse auf ihrem niedrigsten Stand seit drei Jahren. In Kuwait rutschte der Index unter die 5000-Punkte-Marke auf ein Zwölfjahrestief.

Iran-Rückkehr "zum falschen Zeitpunkt"

"Iran besitzt nun die Freiheit, so viel Öl zu verkaufen, wie sie wollen, an wen sie wollen, zu welchem Preis sie wollen", sagte Energieexperte Richard Nephew von der Universität von Columbia. Für die Experten vom Handelshaus Phillip Futures erfolgt "die Rückkehr des Iran an den Ölmarkt zum falschen Zeitpunkt sowohl für den Markt als auch für den Iran".

Ölpreis-Prognosen

Dabei steht nicht fest, dass der Ölpreis wegen des Iran-Abkommens weiter sinken wird. Experten gehen davon aus, dass das Ergebnis der Iran-Verhandlungen erwartet und somit von den Märkten bereits eingepreist worden war. Manche halten sogar eine kurzfristige Erholung des Ölpreises für möglich, da die Unsicherheit über die Aufhebung der Sanktionen nun aus dem Markt sei. "Ich glaube wir sehen einen steilen Anstieg beim Öl - um zwei, drei, vier Dollar", sagte Phillip Streible, Marktanalyst bei RJO Futures in Chicago.

Auf längere Sicht bleiben viele Börsianer jedoch skeptisch. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hatte jüngst für 2016 einen Rückgang des WTI-Preises auf 20 Dollar je Barrel prognostiziert.

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