Denn der Krieg zwischen Israel und der mit dem Iran verbündeten Hisbollah-Miliz droht zu eskalieren. Die Welt rechnet mit einem harten Vergeltungsschlag nach der Tötung des Hisbollah-Kommandanten Fuad Shukr und dem politischen Führer der Hamas, Ismail Haniyeh. Fast täglich liefern sich Israel und die Hisbollah seit dem 7. Oktober gegenseitigen Raketenbeschuss im Grenzgebiet. Jetzt fürchtet aber auch die israelische Hafenstadt Haifa, 27 Kilometer von der Grenze zum Libanon entfernt, Raketenbeschuss.
Angesichts dieser bedrohlichen Lage steht das Rambam-Krankenhaus vor großen Herausforderungen: "Es ist für uns nicht der ideale Ort zum Arbeiten. Wir sind von anderen Abteilungen isoliert und brauchen für dieselben Tätigkeiten mehr Zeit und Energie", sagt Mazel. Andererseits würden sich die Patienten in der Tiefgarage aufgrund ihrer verstärkten Mauern momentan sicherer und durch den offenen Raum in der Garage außerdem weniger eingezwängt fühlen. "Das erzeugt auch ein besseres Gemeinschaftsgefühl", fügt sie hinzu.
In zwölf Stunden voller Betrieb unter der Erde
Im Rambam-Krankenhaus verfolgt man die Sicherheitslage äußerst genau und versucht, auf alle Szenarien vorbereitet zu sein. Auf drei Parkdeck-Geschossen und insgesamt 6.000 Quadratmetern befinden sich 2.200 Krankenbetten mit jedem essentiellen medizinischen Equipment, dutzende Duschen und WCs, und sogar Kinderecken mit Bausteinen und Maltafeln. Bei einem Ausfall der Energieversorgung könnte das Krankenhaus dank eigens entworfener Generatoren 72 Stunden lang autark sein. Bei einem Angriff ist man in der Lage, innerhalb von maximal zwölf Stunden vollständig in den unterirdischen Betrieb überzugehen.
Bereits am 8. Oktober, einen Tag nach dem Hamas-Massaker, hat man die Parkplätze zu Krankenstationen umfunktioniert. "Wir wollten nichts dem Zufall überlassen", sagt ein Sprecher des Rambam-Krankenhauses. Er erzählt von einem Krankenhaus in der südisraelischen Stadt Be’er Sheva, dessen Kapazitäten durch die Einlieferung von 700 Verletzten, völlig überlastet wurden.
Deswegen hat man hier bereits einen Tag danach entschieden, alles für den Kriegsmodus vorzubereiten. Im Oktober wurde die Kinder-Dialyse aufgrund der instabilen und unklaren Situation vorsichtshalber bereits in die Tiefgarage verlegt.
Aus dem Libanon-Krieg gelernt
Die Einsicht, dass Krankenhäuser für jeden Ernstfall gerüstet sein müssen, ist nicht neu: Sie stammt aus den Erfahrungen des Libanon-Kriegs im Juli und August 2006. Damals wurde das Krankenhaus zwar nicht direkt getroffen, allerdings schlugen 70 Hisbollah-Raketen im Umkreis von einem Kilometer um den Komplex ein. Der Hauptstützpunkt der israelischen Marine liegt nur wenige hundert Meter vom Krankenhaus entfernt. Und eine Rakete kann schnell mal ihr Ziel verfehlen und daneben einschlagen.
Mazel arbeitete bereits 2006 im Rambam-Krankenhaus und erinnert sich mit Grauen an jenen Sommer. "Es war schrecklich, da es keine wirklichen Schutzräume gab. Jede Rakete, die das Krankenhaus getroffen hätte, hätte in einer furchtbaren Tragödie enden können", erzählt sie. Aber auch die Raketenangriffe 1991 aus dem Irak, als Saddam Hussein 42 ballistische Raketen auf Israel, vorwiegend auf Haifa und Tel Aviv abschoss, seien belastend gewesen. "Wir hatten große Angst, von chemischen Waffen getroffen zu werden."
Ein zukünftiger Krieg zwischen Israel und der Hisbollah würde jedoch anders aussehen als 2006. Israel hat seitdem ein ausgeklügeltes Luftabwehrsystem entwickelt, die Hisbollah ihr Arsenal ebenfalls erheblich erweitert. Experten zufolge soll die Terrororganisation über 150.000 Raketen verfügen. Die israelische Armee befürchtet, dass die schiere Anzahl an Raketen und auch Drohnen Israels Abwehrsysteme überlasten könnten.
Unabhängig davon, wie sich ein möglicher Krieg entwickeln könnte, setzt das Rambam-Krankenhaus alles daran, den Schutz und die Versorgung seiner Patienten unter allen Umständen sicherzustellen. Wie Mazel Buchnik betont: "Wir sind bereit, uns den Herausforderungen zu stellen, egal was kommt. Die Sicherheit und das Wohl unserer Patienten haben für uns oberste Priorität, ob überirdisch oder unterirdisch."
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