Wie der Iran und seine Verbündeten Israel angreifen könnten
Nach dem Begräbnis des Hamas-Führers Haniyeh rechnet Israel mit einer Attacke des Iran und seiner Verbündeten. Die Arsenale der Islamischen Republik sind gefüllt, Israels Verbündete sind bereit.
Tausende nahmen am Freitag am Begräbnis des in der Nacht auf Mittwoch getöteten Hamas-Führers Ismail Haniyeh im katarischen Doha teil, zeitgleich fanden Gedenkfeiern in Städten wie Teheran, Beirut oder Istanbul statt – und von überall berichten Medien von Rachedurst gegenüber Israel, dessen Geheimdienste Haniyeh höchstwahrscheinlich mit einer vor Wochen nach Teheran geschmuggelten Bombe getötet hatten.
Drohungen
Zuvor hatte ein Raketenangriff der Hisbollah zwölf Kinder und Jugendliche auf israelischem Boden ermordet – nach den israelischen Vergeltungsschlägen auf Beirut und Teheran wird ein massiver Vergeltungsschlag von der Hisbollah sowie ihrem Financier, dem Iran, erwartet. „Unsere Botschaft an die Besatzung (also Israel, Anm.) lautet heute, dass ihr tief im Schlamm versinkt und euer Ende näher denn je ist. Das Blut von Haniyeh wird jede Balance verändern“, sagte ein hochrangiges Hamas-Mitglied am Freitag.
Doch wie könnte ein solcher Angriff aussehen? Eine Möglichkeit wäre ein großer Raketen- und Drohnenangriff wie in der Nacht auf den 14. April. Damals hatte der Iran etwa 300 Flugkörper auf Israel abgefeuert, 99 Prozent wurden abgefangen, ein Mädchen verletzt.
Israel und seine Verbündeten nehmen ein Szenario eines solchen Angriffs definitiv ernst: Das CENTCOM (Zentralkommando) der US-Streitkräfte trifft Vorbereitungen, hat seine Streitkräfte im Persischen Golf, im östlichen Mittelmeer und im Roten Meer in Alarmbereitschaft versetzt. Jordanien und Ägypten kündigten an, jedes Objekt abzufangen, das ihren Luftraum ohne Genehmigung durchquert. Im Irak wurden US-amerikanische Beobachtungsdrohnen im Einsatz gemeldet.
Nach wie vor verfügt der Iran über ein gefährliches Raketenarsenal: Tausende ballistische Raketen sollen sich in der Hand der Islamischen Republik befinden. Zum Teil basieren sie auf Technologien aus Nordkorea, zum Teil wurden sie vom Iran selbst entwickelt. Wie etwa die Kheibar Shekan – eine ballistische Mittelstreckenrakete mit einer Reichweite von bis zu 1.400 Kilometern. Im Jänner kam eine solche Rakete zum Einsatz, als der Iran eine Terrororganisation in Nordwestsyrien beschoss. Vom Westen des Iran bis Tel Aviv sind es etwa 1.000 Kilometer.
Technik aus Nordkorea
Auf nordkoreanischer Technologie basiert etwa die Shabab-3 mit einer Reichweite von bis zu 2.000 Kilometern. Findet ein solcher Angriff statt, dürfte er jedoch nicht nur vom Iran aus erfolgen. Der israelische Sicherheitsapparat rechnet mit einer koordinierten Attacke proiranischer Milizen aus dem Jemen, dem Libanon, Syrien und dem Irak.
Vor allem aus dem Libanon droht Gefahr – Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah hatte nach der am Dienstag erfolgten Tötung des Hisbollah-Kommandanten Fuad Shukr eine weitere Eskalation angekündigt. Bisher hat die Hisbollah „lediglich“ ein paar Dutzend Raketen gegen Israel abgefeuert, wovon der größte Teil abgefangen werden konnte. Doch verfügt die schiitische Terrororganisation laut dem Center for Strategic and International Studies über bis zu 200.000 Raketen – größtenteils aus dem Iran. Und vom Libanon aus könnten viele Raketen mit geringerer Reichweite eingesetzt werden. Diese könnten in einem massiven, kombinierten Angriff das israelische Luftabwehrsystem überfordern.
Etwa die Falaq-1 mit einer Reichweite von elf Kilometern und einem 50-Kilo-Sprengkopf – diese Rakete wurde beim Angriff auf das Fußballfeld mit den spielenden Kindern vergangenen Samstag verwendet.
Brennt die Westbank?
Die Hisbollah besitzt jedoch auch Modelle der Falaq-2, die bereits über einen 120 Kilogramm schweren Sprengkopf verfügt.
Die iranische Zelzal-2 – die Hisbollah soll auch von diesem Modell Tausende besitzen – hat eine Reichweite von 210 Kilometern und einen 600-Kilo-Sprengkopf.
Ebenfalls möglich sind gezielte Terrorangriffe in Israel, beziehungsweise eine weitere Eskalation im Westjordanland. Die Hamas hat die dort lebenden Palästinenser zu einem Generalstreik und Protesten aufgerufen. In Ramallah füllten Tausende wütende Palästinenser die Straßen, skandierten: „Die Menschen wollen Qassam-Brigaden!“ – jene Einheiten der Hamas, die am 7. Oktober 1.200 Israelis abgeschlachtet hatten.
Am Donnerstag hatte es aus Teheran geheißen, man plane einen Angriff binnen 72 Stunden.
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