Iran und Russland: Eine Freundschaft, aus Waffen geschmiedet

Iran und Russland: Eine Freundschaft, aus Waffen geschmiedet
Hunderte iranische Drohnen sind bereits in der Ukraine eingeschlagen. Bald könnten Raketen aus Teheran folgen.

Ein Video zeigt den dunklen Kiewer Nachthimmel. Lautes Knattern ist zu hören. Ein untrügliches Zeichen, dass darauf bald eine Explosion folgen wird – denn wieder greifen iranische Kamikazedrohnen die ukrainische Hauptstadt an. In diesem Fall erfolglos: 13 iranische Shahed-136-Drohnen konnte die ukrainische Luftabwehr nach eigenen Angaben abschießen.

Offiziell tragen sie den Namen "Geran 2" – ein Versuch der russischen Streitkräfte, die Drohnen als die ihrigen zu verkaufen. Auch Teheran blieb lange hartnäckig dabei, keine Shahed-136 an Russland geliefert zu haben. Anfang November gestand das Außenministerium ein – man habe Drohnen geliefert, allerdings vor Beginn des Krieges.

US-Geheimdienstberichte widersprechen dieser Darstellung, ebenso die Daten von Transportflügen von Teheran nach Moskau – und zahlreiche prorussische Militärblogger. Erst am Mittwoch hieß es aus Diplomatenkreisen, dass Russland Hunderte Drohnen und ballistische Raketen aus dem Iran bestellt habe. 2.400 Shahed-136-Drohnen soll der Kreml gekauft haben – und nicht nur das: Auch Modelle der ballistischen Kurzstreckenraketen "Fateh-110" und "Zolfaghar" sollen sich bereits im Besitz Russlands befinden. Sie verfügen über eine Reichweite von 300 beziehungsweise 700 Kilometern. Ihr Einsatz gegen die ukrainische Energie-Infrastruktur wäre verheerend. Noch ist diese Lieferung nicht bestätigt, ist keine der iranischen Raketen in der Ukraine eingeschlagen.

Gemeinsame Übungen

Unabhängig davon haben der Iran und Russland ihre Beziehungen nicht erst seit dem Einmarsch in die Ukraine massiv verbessert: Spätestens nach dem Rückzug der USA aus dem Atomabkommen (JCPOA) im Jahr 2018 nutzte Russland die Gelegenheit, die wirtschaftlichen und militärischen Beziehungen zu verbessern. Regelmäßig halten die russischen Streitkräfte etwa gemeinsam mit chinesischen und iranischen Truppen Militärübungen ab. Vor einem Jahr war die Hoffnung groß, dass das JCPOA wiederbelebt, der Iran sich dazu verpflichten könnte, im Zeitraum von zehn bis 15 Jahren sein Atomprogramm stark einzuschränken, sich von internationalen Inspektoren kontrollieren zu lassen – und dass dafür Sanktionen aufgehoben würden. Mittlerweile stehen die Aussichten auf einen positiven Abschluss aber wieder schlecht.

Laut Internationaler Atomenergiebehörde besitzt der Iran bereits 43 Kilogramm von 60 Prozent angereichertem Uran. 80 bis 90 Prozent sind notwendig, um Atomwaffen zu bauen. Bis zu waffenfähigem Uran sei es nur noch ein kleiner Schritt.

Iran und Russland: Eine Freundschaft, aus Waffen geschmiedet

Russland soll iranische Raketen bestellt haben. Putin und Irans Präsident Raisi wollen enger kooperieren.

Der US-Geheimdienst geht zudem davon aus, dass der Iran Moskau um Hilfe bei der Beschaffung von zusätzlichem Nuklearmaterial und bei der Herstellung von Kernbrennstoff gebeten hat. Der Brennstoff würde es dem Iran ermöglichen, seinen Atomreaktor mit Strom zu versorgen und damit möglicherweise die sogenannte "Breakout-Zeit" zu verkürzen, die der Iran benötigt, um eine Atomwaffe herzustellen.

Allerdings hat sich Moskau lange Zeit gegen eine iranische Atombombe ausgesprochen. Es bleibt auch fraglich, was eine Atommacht Iran Russland bringen würde. Eine Nuklearisierung des gesamten Nahen Ostens – sie wäre die Folge, baute die Islamische Republik eine Atombombe – ist auch nicht im Interesse Russlands, das seinen Einfluss vor allem in Syrien ausgebaut hat.

Iran und Russland: Eine Freundschaft, aus Waffen geschmiedet

Die iranische Diaspora demonstriert in Kiew gegen die Lieferung iranischer Drohnen für Russland im Krieg gegen die Ukraine.

Auch ohne das nukleare Szenario hat eine russisch-iranische Achse im Nahen Osten massives Gewicht: Der Iran hat seine Macht nach dem Vakuum, das die USA hinterlassen haben, ebenso ausgebaut. Die libanesische, schiitische Hisbollah kämpft gemeinsam mit Russland und dem Iran an der Seite des syrischen Machthabers Bashar al-Assad, Ägypten ist nach Algerien der zweitgrößte afrikanische Empfänger russischer Militärgüter.

Rekordzahl an Treffen

Zwar verfolgen Moskau und Teheran durchaus unterschiedliche Ziele in der Region, doch stehen sie einander so wenig wie möglich im Wege und ziehen bei gemeinsamen Vorhaben am gleichen Strang – etwa beim Versuch, den türkischen Einfluss auf Syrien zu schwächen.

2022 fand eine Rekordzahl an Treffen zwischen hochrangigen russischen Beamten und ihren iranischen Amtskollegen statt, darunter auch ein Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Teheran. Einer der Hauptpunkte: Wie können die westlichen Sanktionen umgangen werden? Auch konkrete Vereinbarungen wurden getroffen: So hat der staatliche russische Energiekonzern Gazprom beispielsweise zugesagt, 40 Milliarden Dollar in den iranischen Öl- und Gassektor zu investieren.

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