"Intensive Raketen-Salve" aus dem Libanon auf Israel + Geisel-Leichen geborgen

Seit Beginn des Gaza-Krieges kommt es täglich zu militärischen Konfrontationen zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon.
Die israelische Armee hat die Leichen von sechs Männern geborgen. 109 Geiseln dürften noch in der Gewalt der Hamas sein. Indes wird um einen Geiseldeal gerungen.

Die israelische Armee hat schweren Beschuss aus dem Libanon gemeldet. Etwa 55 Geschosse seien aus dem Nachbarland auf Israel abgefeuert worden, teilte das israelische Militär mit. Einige seien abgefangen worden, der Rest sei in offenem Gelände niedergegangen. In einigen Gegenden sei Feuer ausgebrochen.

Von der Hisbollah im Libanon hieß es, sie habe eine "intensive Raketen-Salve" auf Stellungen des israelischen Militärs abgefeuert. Es handle sich um eine Reaktion auf die israelischen Angriffe am Montag in der Bekaa-Ebene im Libanon, bei denen mindestens acht Menschen verletzt wurden.

Seit Beginn des Gaza-Krieges vor mehr als zehn Monaten kommt es täglich zu militärischen Konfrontationen zwischen der israelischen Armee mit der Hisbollah-Miliz im Libanon sowie anderen Gruppierungen im Grenzgebiet.

Leichen mehrerer Geiseln geborgen

Israels Armee hat Medien zufolge die Leichen mehrerer Geiseln im Gazastreifen geborgen. Es handelt sich um sechs Männer, wie es unter Berufung auf die Heimatorte der am 7. Oktober entführten Menschen hieß. Demnach stammten die Männer aus den beiden Kibbutzim Nirim und Nir Oz. Diese gehörten zu jenen, die von der radikalislamischen Hamas am 7. Oktober 2023 überfallen worden waren.

Ihre Leichname seien in der Nacht auf Dienstag in der Stadt Khan Younis im Süden des Küstengebiets gefunden worden, teilte das Militär mit. Die Familien der sechs Männer seien informiert worden.

Bereits zuvor hatte der Kibbutz Nir Oz den Tod von Avraham Munder (79) bekannt gegeben. Die weiteren gefundenen Opfer waren laut Angaben israelischer Medien Nadav Popplewell (51) und Yegev Buchstav (35) aus Nirim sowie Yoram Metzger (80), Alex Dancyg (75) und Haim Peri (80) aus Nir Oz. 

Popplewell und Buchstav waren bereits zuvor vom israelischen Geheimdienst für tot erklärt worden.

"Intensive Raketen-Salve" aus dem Libanon auf Israel + Geisel-Leichen geborgen

Die Hamas hat nun nach israelischer Zählung noch 109 Geiseln in ihrer Gewalt, viele von ihnen dürften nicht mehr am Leben sein. Insgesamt verschleppten palästinensische Terroristen am 7. Oktober vergangenen Jahres 253 Menschen aus Israel in das Küstengebiet. 

Ein Teil von ihnen kam durch einen Gefangenenaustausch frei, vereinzelt konnten Geiseln von der israelischen Armee befreit werden - auch unter schweren Opfern für die palästinensische Zivilbevölkerung bei diesen Militäreinsätzen, für die Israel international in der Kritik steht.

Ringen um Geisel-Deal

Als letzte Chance sehen viele die derzeitigen Verhandlungen über eine Freilassung der israelischen Geiseln

Am Montag besuchte US-Außenminister Anthony Blinken den israelischen Premier Benjamin Netanjahu - und wollte ihn dazu bewegen, seine Zustimmung zu einem möglichen Deal und Waffenstillstand zu geben. Das Treffen dauerte israelischen Medienberichten zufolge drei Stunden. Es ist Blinkens neunter Besuch seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als zehn Monaten in Israel. 

Netanjahu stimmte Blinken zufolge dem Vorschlag zu, doch noch ist nicht klar, ob oder mit welchen Auflagen. Der vorliegende Überbrückungsvorschlag spiegelt Blinken zufolge den Inhalt des Waffenstillstandsabkommens wider, das US-Präsident Joe Biden im Mai vorgelegt hat. Danach läuft der Prozess in Phasen ab:

  • Eine vorübergehende, sechs Wochen lange Feuerpause. Währenddessen sollen weibliche, alte und kranke israelische Geiseln freikommen. Im Gegenzug würden in Israel inhaftierte Palästinenser freigelassen. 
  • In der zweiten Phase würden alle noch lebenden Geiseln, einschließlich der männlichen Soldaten, freigelassen. Die israelischen Streitkräfte würden sich aus dem Gazastreifen zurückziehen.
  •  Die dritte Phase sieht den Beginn eines umfassenden Wiederaufbaus des Gazastreifens vor. Der könnte nach den Zerstörungen des Kriegs Jahrzehnte dauern.

Zwei Korridore

Der US-Außenminister sagte jedoch nicht, ob der sogenannte Überbrückungsvorschlag die israelische Forderung nach Kontrolle über zwei strategische Korridore innerhalb des Gazastreifens anspricht. Hierbei geht es zum einen um den "Philadelphi-Korridor", einen südlichen Korridor vor der ägyptischen Grenze. Ihn will Netanjahu halten, um Waffenschmuggel von Ägypten in den Gazastreifen zu unterbinden. 

Und auch in der Mitte des Gazastreifens soll die israelische Armee der israelischen Regierung zufolge den "Netzarim-Korridor" weiter kontrollieren, um zu verhindern, dass Hamas-Kämpfer zurück in den Norden gelangen.

Hamas: Brauchen keine neuen Waffenstillstandsverhandlungen 

Die Hamas hat Blinkens Äußerungen zu den Waffenstillstandsverhandlungen im Gaza-Konflikt kritisiert, die Zusage Netanyahus werfe "viele Unklarheiten" auf, sagte der ranghohe Hamas-Vertreter Osama Hamdan der Nachrichtenagentur Reuters

Der von Blinken erwähnte Vorschlag entspreche "weder dem, was uns vorgelegt wurde, noch dem, was wir vereinbart haben", so Hamdan. Seine Organisation habe den Vermittlern bereits mitgeteilt, dass sie keine neuen Waffenstillstandsverhandlungen brauche. Stattdessen fordere die Hamas eine Einigung auf einen "Umsetzungsmechanismus" für die bereits getroffenen Vereinbarungen.

US-Präsident Joe Biden bestätigte das Abrücken der Hamas von dem Deal. "Es ist immer noch im Spiel, aber man kann es nicht vorhersagen", sagte Biden am Dienstag am Flughafen von Chicago, wo er zuvor den Parteitag der US-Demokraten besucht hatte. "Israel sagt, sie können eine Lösung finden (...) Hamas macht nun einen Rückzieher."

Blinken hatte zuvor die Hamas aufgefordert, den Vorschlag seiner Regierung für eine Übergangsregelung zu einem Waffenstillstand zu akzeptieren, wie es Netanyahu bereits getan habe. Am Dienstag reist Blinken nach Ägypten, anschließend wird er zu einem Besuch in Katar erwartet. Sollte es zu keiner Übereinkunft kommen, könnte der Iran seine Drohung eines großen Angriffs auf Israel wahr machen.

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