Israel: Anzeichen für verschleppte Geiseln unter Gaza-Kinderklinik gefunden

Israel: Anzeichen für verschleppte Geiseln unter Gaza-Kinderklinik gefunden
Israel veröffentlicht Aufnahmen, die zeigen sollen, dass die Hamas im Keller des Rantisi-Kinderkrankenhauses Waffen lagert. Auch Geiseln sollen dort festgehalten werden.

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben Anzeichen für verschleppte Geiseln in einer Kinderklinik im Gazastreifen gefunden. Armeesprecher Daniel Hagari veröffentlichte Videos und Fotos, die zeigen sollen, dass die radikal-islamische Hamas im Keller des Rantisi-Kinderkrankenhauses in Gaza-Stadt Waffen gelagert und dort offenbar auch Geiseln festgehalten hat. 

Die Hamas wies dies zurück und bezeichnete die Aufnahmen als gefälscht. Zugleich bot die Organisation aber an, bis zu 70 als Geiseln gehaltene Frauen und Kinder freizulassen, wenn Israel im Gegenzug einer fünftägigen Waffenruhe zustimmt.

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Kommandozentrale mit Waffenarsenal im Keller

Der israelische Militärsprecher Hagari erklärte, die Truppen hätten im Keller der Klinik eine Kommandozentrale mit einem Waffenarsenal gefunden, in dem Granaten und andere Sprengstoffe von Hamas-Kämpfern gelagert worden seien. „Und wir haben auch Anzeichen gefunden, die darauf hindeuten, dass die Hamas hier Geiseln hält. Dies wird derzeit von uns untersucht. Aber wir haben auch Informationen, die dies bestätigen,“ ergänzte Hagari.

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 Er zeigte im Fernsehen Aufnahmen von rudimentären Wohnräumen, darunter eine kleine Küche, sowie einen nahe gelegenen Tunnelschacht, der nach seinen Angaben zum Haus eines hochrangigen Hamas-Marinekommandeurs führte. „Die Hamas hat dieses gesamte Gebiet unter ihre Kontrolle gebracht und führt von diesem Krankenhaus aus ihren Krieg gegen die Israelis.“

Lage in Gaza-Spitälern verschlechtert sich weiter

Die Lage in den Hospitälern im Gazastreifen verschlechterte sich unterdessen weiter. Israel organisierte nach Angaben des Militärs die Lieferung von Brutkästen. „Die Streitkräfte koordinieren gerade den Transfer von Brutkästen von einem Krankenhaus in Israel nach Gaza“, teilte die israelische Armee auf der Plattform X, vormals Twitter, mit. Dies wäre eine Möglichkeit, um Babys aus dem Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt zu retten. 

Die Erklärung folgte auf Notrufe des größten Krankenhauses im Gazastreifen bezüglich seiner Neugeborenen, während sich die israelischen Bodentruppen näherten und der Treibstoff der Generatoren zur Neige ging. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza sind im Al-Schifa-Krankenhaus in den vergangenen Tagen 32 Patienten gestorben, darunter drei Neugeborene. Mindestens 650 Patienten hielten sich noch in der Klinik auf, sagte Behördensprecher Aschraf Al-Kidra am Montag. 

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Mehr als 11.000 Menschen im Gazastreifen getötet

Bei dem Vergeltungsfeldzug Israels für das Hamas-Massaker vom 07. Oktober sind nach palästinensischen Angaben bislang mehr als 11.000 Menschen im Gazastreifen getötet worden, darunter etwa 40 Prozent Kinder. In dem Küstenstreifen leben etwa 2,3 Millionen Menschen. Bei dem Angriff von Hamas-Kämpfern waren israelischen Angaben zufolge im Oktober bis zu 1400 Menschen getötet worden, die meisten davon Zivilisten, und etwa 240 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden.

US-Präsident Joe Biden rief zum Schutz der Krankenhäuser im Gazastreifen auf. „Meine Hoffnung und Erwartung ist, dass es weniger einschneidende Maßnahmen in Bezug auf die Krankenhäuser geben wird und dass wir mit den Israelis in Kontakt bleiben“, sagte Biden am Montag vor Journalisten im Weißen Haus. Es gebe auch Bemühungen, einen Waffenstillstand zu erreichen, um die Freilassung von Gefangenen zu ermöglichen. „Darüber wird mit den Kataris verhandelt, die sich engagieren. Ich bleibe also ein wenig hoffnungsvoll, aber die Krankenhäuser müssen geschützt werden“.

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