1983 legte die israelische Militärverwaltung dort noch selbst einen unterirdischen Operationssaal an. 2004, als die Autonomiebehörde der PLO im Gazastreifen regierte, kam es zu einer israelischen Militäroperation gegen die Hamas: Aktion Regenbogen. Damals wurden schon Hamas-Raketenwerkstätten zerstört.
Die Krankenhausangestellten erklärten, dass die Hamas hier Unterschlupf fand
Kurz danach recherchierte ich die angespannte Lage der Verwundeten im Al-Schifa. Einige der Angestellten führten mich in den Keller des Gebäudes Nummer II. Ein geräumiger, aber leerer Keller mit Rohbetonwänden. Jemand gab offen zu, dass während der gerade beendeten Kämpfe hier Führungspersönlichkeiten der Hamas Unterschlupf gesucht hatten.
Von einer "Befehlszentrale" war nicht die Rede. Doch wo sich Befehlsträger aufhalten, ist die Austeilung von Befehlen mehr als zu erwarten.
Die Al-Kassam-Brigaden der Hamas waren damals noch ein lockerer Haufen aus Untergrundzellen. So mörderisch wie heute, aber bei Weitem nicht so gut ausgerüstet. 2007 vertrieb die Hamas mit einem blutigen Gemetzel die verfeindeten Konkurrenten von der Al-Fatah, sprich PLO. Danach begann sie mit dem massiven Aufbau ihrer bewaffneten Kräfte.
➤ Hintergrund: Palästinenser, aber Feinde der Hamas - wer ist die Fatah?
Unvergesslich der Eindruck, als ich Augenzeuge des ersten Erscheinens der "Black Forces" auf dem Marktplatz wurde. Pechschwarz und vermummt, Gewehr in Anschlag. Der lebhafte Markt erstarrte urplötzlich in lähmendes Schweigen. Diese schwarzen Uniformen waren damals auffällig häufig in der Nähe des Krankenhauses unterwegs.
Auffällig oft waren Bewaffnete in der Nähe des Krankenhauses, Journalisten mussten fernbleiben
Ende 2007 kam es zur breit angelegten israelischen Militäroperation "Gegossenes Blei". Reportern war es strengstens verboten, sich dem Gebäude II zu nähern. Dafür sorgten Bewaffnete. Auch fielen Krankenwagen auf, die nicht an der Notaufnahme hielten, sondern an ihr vorbeifuhren. Richtung Gebäude II.
Beim Drehen eines Abtransports mehrerer Verwundeter am Stadtrand nahm nur ein Krankenwagen Verwundete auf. Ein Zweiter wartete in der Nähe. Als sich seine Türen nur ein Mal kurz öffneten, waren sitzende Bewaffnete deutlich sichtbar. Beide Ambulanzen fuhren danach gemeinsam in Richtung Al-Schifa-Krankenhaus.
Die Hamas macht es schwer, zwischen Zivilisten und Bewaffneten zu unterscheiden
Es ist ein bekanntes Problem bei den Kämpfen im Gazastreifen: Wer ist Zivilist? Wer ist bewaffnet? Die Angaben der israelischen Armee und der Hamas zu den Zahlen der Getöteten, Zivilisten wie Bewaffneten, gehen weit auseinander.
Im Januar 2009 lagen die Zahlen der getöteten Palästinenser bei über 1000. Etwa 800 davon Zivilisten, erklärte die Hamas, deren Angaben fast vollständig von der Weltpresse übernommen wurden. Laut israelischer Armee dagegen lag die Zahl der getöteten Bewaffneten bei 800.
Es gibt eine zuverlässige Methode, die Zahlen zu untersuchen. Jedoch nicht während oder kurz nach den Kämpfen. Nach einem Jahr gedenkt die Hamas ihrer Gefallenen in einer bewegenden Zeremonie. Dann will ihnen niemand ihre Märtyrerehre verweigern. Und siehe da: In der Vergangenheit entsprach ihre Zahl meist ziemlich genau den israelischen Schätzungen.
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