Information als Waffe: Wie US-Geheimdienste die Ukraine unterstützen
Ob Drohnen, Panzer oder Artillerie – seit Ende Februar haben die USA der Ukraine Waffen im Wert von 3,3 Milliarden Dollar geliefert bzw. zugesagt. Sie haben so erheblich dazu beigetragen, dass die russischen Truppen weit hinter ihren Erwartungen geblieben sind. Mindestens ebenso wichtig für den Kriegsverlauf sind aber die Geheimdienstinformationen, die von Washington nach Kiew geleitet werden.
Zwar hat die Regierung von Präsident Joe Biden nie verhehlt, dass sie die Ukraine tatkräftig mit Erkenntnissen von NSA oder CIA unterstützt. Wie konkret und effektiv diese Hilfe ist, wurde aber erst jetzt öffentlich.
Informationen (fast) in Echtzeit
NBC zufolge versorgten US-Dienste die Ukraine etwa mit Informationen fast in Echtzeit, als russische Fallschirmjäger zu Kriegsbeginn versuchten, den Flughafen Hostomel nahe Kiew zu erobern – um dort den Sturm auf die Hauptstadt vorzubereiten.
Den Ukrainern sei es dank US-Hilfe gelungen, ein russisches Transportflugzeug mit mehr als 100 Soldaten an Bord abzuschießen.
Satellitenbild vom 21. März 2022: Man sieht mit Erde getarnte russische Fahrzeuge
Aufnahme vom 31. März
31. März 2022
Laut NBC teilten die US-Geheimdienste Kiew auch mit, wo russische Angriffe bevorstehen könnten, oder gaben die Koordinaten russischer Stellungen weiter.
Mit US-Hilfe seien auch mehrere Anschläge auf Präsident Wolodimir Selenskij vereitelt worden, berichtete der Sender weiter. Fast täglich ändere die ukrainische Armee zudem mithilfe von US-Informationen die Standorte von Luftabwehrsystemen und Fluggeräten. Das sei ein Grund dafür, dass Russland bisher keine Lufthoheit erlangen konnte.
"Von Anfang an sind wir beim Austausch strategischer und verwertbarer Informationen ziemlich weit gegangen", sagte ein US-Beamter zu NBC. Einige Male habe das "einen großen Unterschied" gemacht.
Abhörstationen und Satelliten
Neben Abhörstationen an Land und auf See sind es vor allem Satellitenbilder, mit denen sich US-Dienste einen Überblick über das Geschehen verschaffen. Zentrale Stelle ist die NGA, die "National Geospatial-Intelligence Agency" in Virginia. Sie kooperiert laut Stern mit mehr als 100 Privatfirmen und nutzt Bilder von gut 200 kommerziellen Satelliten.
Die NGA-Informationen werden an die Ukraine, das US-Militär in Europa und an NATO-Partner weitergeleitet.
Mit der Ukraine arbeiten die USA seit der Annexion der Krim durch Russland 2014 eng zusammen. Publik gemacht wurden die erzielten Informationen aber erst wenige Wochen vor der russischen Invasion.
Die USA hatten erkannt, dass ein Angriff bevorstand und sogar den Zeitpunkt vorhergesagt. Allein, niemand wollte ihnen glauben. Der Gedanke, dass im 21. Jahrhundert ein Land ein anderes überfallen könnte, schien den meisten Regierungen absurd.
Zudem litt das Image der US-Dienste noch an Fehleinschätzungen im Vorfeld des Irak-Kriegs: 2003 hatten die USA den Einmarsch in das Land mit Geheimdienstinformationen über dessen Massenvernichtungswaffen begründet. Die es nicht gab.
Fehleinschätzungen
Auch in Sachen Ukraine lief bisher nicht alles rund. So sagten die US-Dienste voraus, dass Kiew binnen Tagen fallen würde. Sie hatten wie auch Russland den Patriotismus und die Kampfmoral der Ukrainer unterschätzt. Überschätzt wurden dagegen die Stärke, Koordination und Effizienz der russischen Armee.
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