Im Londoner Parlament wird fröhlich gekokst
In 11 von 12 Toilettenräumen, darunter solche, die nur von Personen mit parlamentarischen Pässen genutzt werden, wurden im britischen Parlament Spuren von Kokain gefunden. So zitiert die Sunday Times eine hochbrisante Untersuchung. Und eine anonyme Quelle gestand, die Drogenkultur unter Mandataren und Mitarbeitern sei „ein offenes Geheimnis“.
Der Sprecher des britischen Unterhauses, Lindsay Hoyle, schlägt jetzt Alarm. Er will nach diesen „zutiefst besorgniserregenden“ Berichten die Polizei einschalten und versprach die „vollständige und wirksame Durchsetzung des Gesetzes“. Manche fordern den regelmäßigen Einsatz von Spürhunden.
Laut Times wurden innerhalb eines Jahres in der Nähe des Parlamentsgebäudes zwei Dealer verhaftet, 13 Personen wegen Drogenbesitzes inhaftiert. Vor einigen Wochen zirkulierten auch Berichte, wonach Cannabis in einem Bereich, der für Zigarettenpausen genutzt wird, zu riechen war. Eine ungenannte Quelle erzählte der Zeitung: „Ich habe gesehen, wie ein Abgeordneter auf einer Party offen Kokain geschnupft hat“.
Die meisten arbeiten lange und haben einen schreienden Chef
Ein anonymer Berater wird zitiert, dass es dieser Tage mehr jüngere Abgeordnete und vor allem Mitarbeiter gebe, es also nicht überraschend sei, wenn nicht alle ganz „clean“ seien. „Die meisten sind Mitte 20, arbeiten lange, haben einen schreienden Chef und keine Personalabteilung in einem Umfeld mit starker Trinkkultur“, meinte diese Person. „Weniger bekannt, aber in Westminster ein offenes Geheimnis, ist die Drogenkultur. Jeder weiß, welches Büro man besuchen muss.“
Schlagzeilen machte das, bevor Boris Johnsons Regierung am Montag einen 10-Jahres-Plan zur Drogen-Bekämpfung in England und Wales vorstellen wollte – zum Start einer Woche mit diversen Ankündigungen zum Thema Kriminalität. Laut Vorab-Berichten möchte die Regierung Drogen-Konsumenten Pässe und Führerscheine entziehen, um vor allem „Lifestyle“-Drogennutzer in der Mittelschicht abzuschrecken. Auch nächtliche Ausgangssperren und Reiseverbote wie für Hooligans seien geplant.
300.000 Abhängige
Härtere Strafen für Drogen-Dealer und -Banden gehören zum neuen Krieg gegen Drogen, aber es soll auch mehr Hilfe für Süchtige geben. Bei Festnahmen sollen routinemäßig Drogentests gemacht und Nutzer in den Entzug geschickt werden. Die Polizei soll das Recht bekommen, Handys von Dealern zu durchsuchen, um ihren Kunden zu sagen, dass sie ein Verbrechen begehen, und ihnen Hilfe anzubieten.
Die Regierung schätzt die Zahl der von Heroin oder Crack Abhängigen allein in England auf 300,000; sie seien für die Hälfte der Beschaffungskriminalität verantwortlich. Außerdem seien Drogen der Motor hinter der Hälfte aller Tötungsdelikte und kosteten das Land pro Jahr 19 Milliarden Pfund (22,3 Milliarden Euro).
„Drogen sind eine Geißel unserer Gesellschaft und schüren Gewalt“, sagte Johnson. Vor Jahren hatte Johnson erzählt, an der Uni sei ihm Kokain angeboten worden, aber er musste niesen: „Deshalb ging nichts in die Nase“. Ein anderes Mal deutete er an, vielleicht sei doch etwas Pulver in die Nase gekommen, er habe aber keinen Effekt bemerkt.
Kommentare