Gefeiert von Soldaten, Rappern und Terroristen: Wie die Glock die Welt eroberte
In den Achtzigerjahren eroberte Gaston Glocks „Glock 17“ die Welt – von der syrischen Präsidentengarde bis zum Polizeikommissar New Yorks, der sie verbotenerweise heimlich trug.
Philippinische Soldaten, türkische Offiziere, ukrainische Kriegsfreiwillige – allen fällt zu Österreich als erstes der Name „Glock“ ein. Jene Pistole, die in den Achtzigerjahren die Welt eroberte und ihrem Erfinder Gaston Glock Milliarden bescherte. 830 Millionen Euro Umsatz machte Glock im vergangenen Jahr. Der wichtigste Markt sind die USA, wo der Marktanteil des Herstellers bei Handfeuerwaffen zeitweise bei über 65 Prozent lag. Zwei Drittel der US-Polizeibeamten sind nach Schätzungen der New York Times mit einer Glock ausgestattet. Dabei sorgte die Glock 17 – das Grundmodell der Pistole – anfangs für Beunruhigung in Übersee: Die „Plastikwaffe“ könne etwa von Terroristen durch Flughafenkontrollen geschmuggelt werden, fürchtete ein US-Antiterror-Beamter.
Er nahm die Waffe in ihre Einzelteile auseinander, verteilte diese so gut es ging in einem Seesack und passierte damit die Flughafenkontrolle in Washington. Niemand reagierte. Dies dürfte jedoch auf menschliches Versagen zurückzuführen sein, denn auch eine Glock-Pistole beinhaltet zahlreiche Metallstücke.
Ein weiteres Hindernis auf dem Weg zum Durchbruch in den USA war die Lieferung zahlreicher Glock-Pistolen an die Präsidentengarde des damaligen syrischen Präsidenten Hafiz al-Assad, der als Sowjet-Verbündeter ein Feind der USA war. Der New Yorker Polizei war es bis 1988 verboten, Glock-Waffen zu tragen. Ein Verbot, an das sich jedoch nicht einmal der Polizeikommissar selbst hielt. Als bekannt wurde, dass er heimlich eine Glock 17 trug, kippte die Stadt das Verbot.
Zu diesem Zeitpunkt war die Waffe bereits in einigen US-Polizeieinheiten verbreitet. Die Beamten schwärmten vom „geschmeidigen Abzug“ und der Bedienungsfreundlichkeit der Waffe. Vor allem das Magazin mit 17 Schuss verschaffte in Feuergefechten einen Vorteil gegenüber den bisher benutzten Revolvern.
Product Placement
Die steigende Beliebtheit der Waffe hatte aber auch einen anderen Grund: In Schwung gebracht wurde das Geschäft von dem in die Vereinigten Staaten ausgewanderten Österreicher Karl Walter. Er verdingte sich als Handelsreisender, der aus einem Wohnmobil heraus europäische Waffen an Sammler verkaufte, aber auch Polizeibehörden zu seinen Kunden zählte. Auf die Glock 17 stieß er in einem Fachmagazin. Mitte der 1980er-Jahre begann er sie in den USA zu vertreiben. 1985 eröffnete er in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia das erste Büro für die kurz zuvor gegründete Aktiengesellschaft Glock Inc. Walter verstand es geschickt, die Glock in TV-Serien und Filmen zu platzieren. 1987 debütierte sie im Fernsehen.
In der TV-Serie Miami Vice feuerte sich eine Gruppe von Exil-Kubanern mit Glock-Pistolen durch die Küstenstadt. Im Kino war sie zwei Jahre später zum ersten Mal prominent zu sehen. Mickey Rourke bestritt damit seinen Rachefeldzug im nicht sonderlich erfolgreichen Thriller Johnny Handsome. Der Durchbruch gelang ein Jahr später, als sie Bruce Willis in „Stirb langsam 2“ von ihr sprach: „Dieser Idiot hat eine Glock 7 auf mich gerichtet! Wissen Sie, was das ist? Das ist eine Keramikpistole made in Germany (...)!“ Weder gab es je eine Glock 7, noch ist sie aus Keramik, noch wird sie in Deutschland hergestellt. Dennoch ist das Zitat Kult bei Waffenliebhabern.
Mit der 1963 Glock KG produzierte Glock zunächst Kunststoffteile. 1980 entwickelte er die Glock 17 und baute darauf seine Firmengruppe auf
1,5 Milliarden Euro soll Gaston Glocks Vermögen betragen. Es ist in fünf Stiftungen geparkt
In mindestens 48 Staaten weltweit verwenden Streit- und Sicherheitskräfte Glock-Pistolen
Zwanzig Millionen Glock-Pistolen wurden bis 2020 weltweit verkauft
17 Schuss fasst ein klassisches Glock 17-Magazin. Bei Kritikern sorgte diese Kapazität für Skepsis, da dadurch blutigere Anschläger möglich seien. Befürworter loben die Kapazitäten wiederum, da damit ein Feuergefecht gegen Kriminelle länger ohne Nachladen möglich sei
Terroristen und Rapper
Auch in der Rap-Szene wurde die Pistole begeistert aufgenommen: Der Wu Tang Clan rappt ebenso über „Da Glock“ wie Snoop Dogg, Cypress Hill oder Tupac Shakur, der sie alleine unter anderem in „Grab ya Glocks“, „Glock'd Up“ oder gemeinsam mit Eminem „Two Glocks“ würdigte. 1996 wurde er schließlich nach einer Auseinandersetzung mit rivalisierenden Rappern an einer Ampel in Las Vegas erschossen – mit einer Glock. Denn auch wenn mindestens 48 Staaten weltweit die Waffe nutzen, wird sie auch regelmäßig bei Amokläufen oder Terrorangriffen verwendet. Als die USA 2003 in den Irak-Krieg zogen, verkaufte Glock der US-Regierung mehr als 200.000 Stück, die später an die neu aufgestellten irakischen Sicherheitskräfte gingen – und im Anschluss an die Terroristen des „Islamischen Staats“.
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