Weltgrößte Solaranlage
Das Problem dabei: Noch lässt sich nicht sicher sagen, ob es China 2025 gelingen wird, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Den endgültigen Ausschlag wird eine ganze Serie von Faktoren geben.
China ist bereits die weltgrößte Kraft beim Ausbau erneuerbarer Energien. Derzeit befinden sich 180 Gigawatt Solar- und 159 Gigawatt (GW) Windenergie im Bau. Das ergibt eine kombinierte Leistung von 339 GW und entspricht fast doppelt so viel wie vom Rest der Welt zusammen. Die auf Platz zwei liegende USA kommen nur auf 40 GW.
Die weltgrößte Solaranlage mit einer Fläche von 200.000 Hektar ging heuer im Juni in einem Wüstengebiet der nordwestlichen Region Xinjiang in Betrieb.
So stieg die Stromerzeugung aus Solarenergie laut einer Analyse des britischen Thinktanks Carbon Brief im Vorjahr im Vergleich zu 2022 um 44 Prozent, jene aus Windkraft immerhin auch noch um ein Viertel.
Zu wenig Kapazitäten
Und doch reichen diese gewaltigen neuen Kapazitäten nicht aus. Denn so sehr China auch seinen Erneuerbaren-Ausbau vorantreibt, so sehr ändern sich auch die Umweltbedingungen, die noch höheren Energieverbrauch nach sich ziehen: Dürren senkten zuletzt die Nutzung der Wasserkraft, enorme Hitzewellen, vor allem im August und September, führten zu einem massiven Anstieg des Strombedarfs für Klimaanlagen.
Das führte im dritten Quartal 2024 wiederum dazu, dass die Kohleverstromung in China um 2 Prozent und die Gasverstromung um 13 Prozent gestiegen ist. Und dass der Staatsrat in Peking im August auf einen Schlag den Bau von elf neuen Atomreaktoren genehmigte. In den beiden Jahren davor wurden jeweils zehn neue Reaktoren bewilligt.
Energieknappheit
Insgesamt gewinnt China noch immer knapp mehr als die Hälfte seines Stroms aus den mehr als 1.160 Kohlekraftwerken – und es baut wegen der Energieknappheit auch noch immer neue. Zusätzlich würde der Umstieg von Kohle und Gas auf Atomkraft und Erneuerbare die Emissionen Chinas ab 2026 auch nur senken, solange die Wirtschaft im Riesenreich nicht wieder vollends anzieht. Die sinkende Bautätigkeit sorgte zuletzt für einen Rückgang der Gesamtemissionen.
Weniger Wachstum
Für heuer wird China ein Wirtschaftswachstum, von – für das Reich der Mitte – recht niedrige 4,48 Prozent prognostiziert. Bis 2027 dürfte das Plus kontinuierlich weiter schrumpfen – auf nur noch 3,6 Prozent. Schlecht für Chinas Konjunktur, aber für den weltweiten Treibhausgasausstoß wäre das eine gute Nachricht. Offiziell legt sich die Führung in Peking nicht fest, beharrt weiter vage darauf, dass China den „Peak“ seines Treibhausgasausstoßes „vor 2030“ erreichen und 2060 dann „klimaneutral“ sein wird. Übrigens um zehn Jahre hinter dem Zeitpunkt, den die EU für sich festgelegt hat.
Österreich verzeichnete den Höchststand seiner Treibhausgasemissionen im Jahr 2005, seither sank der Ausstoß unregelmäßig, aber doch, um insgesamt knapp ein Fünftel. In allen reichen Industrienationen des Westens sinken die Emissionen, seit sie ihr Wirtschaftswachstum von der Schwerindustrie entkoppelt haben. Die USA erreichten ihren Peak 2007, Japan 2013, Deutschland 1990.
Was aber nicht bedeutet, dass sie ihre Emissionen nicht weiter drastisch senken müssen. Denn mit dem Blick auf den Treibhausgas-Verbrauch pro Kopf sieht es schon wieder ganz anders aus. Da bläst ein Durchschnitts-US-Amerikaner mit Riesenautos, Riesenkühlschränken und Klimaanlagen (17,9 t CO2 pro Kopf) mehr als doppelt so viele Emissionen in die Luft wie ein Durchschnittsösterreicher (8,7 t).
Aber auch die Chinesen haben „aufgeholt“: 10,95 t Treibhausgase pro Jahr kommen mittlerweile schon auf jeden Bewohner Chinas.
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