Mehr als drei Jahre sind bereits vergangen, seit das von der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) ausgerufene Kalifat im Nahen Osten zerfallen ist. Am 23. März 2019 fiel mit der Kleinstadt Al-Baghuz im Osten Syriens auch das letzte vom IS kontrollierte Territorium an das Militärbündnis „Demokratische Kräfte Syriens“ (DKS), das vor allem aus Kurden und syrischen Rebellen besteht.
Seither halten die DKS rund ein Drittel des syrischen Staatsgebiets als eigenständige Region, die sie „Rojava“ nennen. Dort waren sie zuletzt vor allem in Kämpfe mit der türkischen Armee verwickelt, die hart gegen die Kurden vor Ort vorgeht.
Der IS ist in Rojava bis heute präsent – allerdings vor allem in den völlig überfüllten kurdischen Gefängnissen, in denen rund 12.000 ehemalige IS-Kämpfer darauf warten, an ihre Herkunftsländer ausgeliefert und dort vor Gericht gestellt zu werden.
Im Jänner 2022 griffen rund 200 IS-Kämpfer eines dieser Gefängnisse im Nordosten Syriens an und versuchten, die knapp 3.500 Gefangenen dort zu befreien. Der Angriff konnte mithilfe von US-Luftangriffen abgewehrt werden, bei den rund eine Woche andauernden Kämpfen starben aber knapp 160 Menschen. Es war die erste Militäraktion des IS seit drei Jahren.
US-Spezialeinheiten reagierten mit Gegenschlägen und stellten nur Wochen später den Anführer der Terroristen, den Iraker Ibrahim al-Haschimi al-Quraischi, in seinem Versteck. Dort sprengte er sich selbst in die Luft.
Hotspot Afghanistan
All das zeigt: Der IS ist zwar stark geschwächt, aber keinesfalls ausgelöscht. In Syrien und dem Irak werden die Terroristen zwar nur noch sporadisch aktiv, doch ihr Rekrutierungsnetzwerk bleibt vor allem online nach wie vor intakt, weltweit widmen Einzeltäter ihre Anschläge dem IS. Im Grunde ist die Organisation damit heute ähnlich aufgestellt wie vor dem Ausruf des Kalifats 2014.
Ob er je wieder ein eigenes Territorium halten wird, bleibt fraglich. Der Fokus scheint sich jedenfalls aufgrund des militärischen Widerstands im Nahen Osten nach Zentralasien zu verschieben: 2021 forderten IS-Terrorattacken mit 2.200 Toten in Afghanistan mehr Opfer als in jedem anderen Land.
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