Putin: Westen will aus Ukraine ein "Anti-Russland" machen

Putin: Westen will aus Ukraine ein "Anti-Russland" machen
Russland ist erfolgreich darin, die Gegenoffensive der Ukrainer zu verlangsamen. Die Ukraine indes vermeldet erneut Fortschritte.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat dem Westen einen "hybriden Krieg mit beispiellosen illegitimen anti-russischen Sanktionen" vorgeworfen.

Russland werde sich "dem Druck von außen" widersetzen, sagte der Kremlchef in seiner Rede bei dem virtuell abgehaltenen Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) unter dem Vorsitz Indiens am Dienstag.

Ist er es wirklich? Putin genießt ungewöhnliches Bad in der Menge in Dagestan

Weiters in diesem Artikel:

  • Russen können Gegenoffensive verlangsamen
  • Selenskij dankt Scholz
  • Schwere Kämpfe im Osten
  • Russland wirft Ukraine Drohnen-Angriff vor

Seit langem wollten "äußere Kräfte" aus der Ukraine "ein Anti-Russland" machen. Die Ukraine werde seit acht Jahren mit Waffen vollgepumpt.

Der SCO-Organisation, die zunächst zur Terrorbekämpfung 2001 gegründet wurde, gehören neben Russland und Indien auch China, Pakistan, Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan sowie Usbekistan an. In der grundsätzlich Russland-freundlichen Gruppe dürfte Russland für seinen Angriffskrieg kaum Kritik spüren.

Russland möchte die Beziehungen zu der Staatengruppe künftig stärken.

Die Ukraine hat weitere Fortschritte bei ihrer Gegenoffensive gegen die russischen Invasionstruppen gemeldet.

Die vergangenen Tage seien "besonders erfolgreich" gewesen, erklärt der Chef des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates, Olexij Danilow, auf Twitter.

Warum Söldner Putins unverzichtbares Machtinstrument bleiben

    In der aktuellen Phase gehe es um "die maximale Zerstörung von Truppen, Ausrüstung, Treibstoffdepots, Militärfahrzeugen, Kommandoposten, Artillerie und Luftabwehrkräften der russischen Armee."

    Die Gegenoffensive kam angesichts massiver Verteidigungsstellungen des russischen Militärs nur langsam voran. Zuletzt berichtete die Ukraine allerdings von leichten Geländegewinnen.

    Russen können Gegenoffensive verlangsamen

    Das britische Verteidigungsministerium berichtete am Dienstag, dass die Russen teils erfolgreich gewesen seien, die ukrainische Gegenoffensive in ihren Anfängen zu verlangsamen. Das sei vor allem durch den massiven Einsatz von Anti-Panzer-Minen gelungen.

    "Nachdem der ukrainische Vorstoß verlangsamt wurde, hat Russland versucht, gepanzerte Fahrzeuge mit unbemannten Einweg-Angriffsdrohnen, Kampfhubschraubern und Artillerie zu treffen", hieß es im täglichen Geheimdienstbericht aus London.

    Allerdings würden die Besatzer unter entscheidenden Schwächen leiden. Die Einheiten seien ausgedünnt und es fehle an Artillerie-Munition.

    Nach Niederlagen im Feld: Die Russen haben aus ihren Fehlern gelernt

    Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als 16 Monaten gegen Russlands Invasion. Dabei unterstützt der Westen das um seine Unabhängigkeit kämpfende Land mit Finanzhilfen in Milliardenhöhe und schweren Waffen samt Munition.

    Selenskij dankt Scholz

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij hat sich beim deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz für die "sehr kraftvolle" deutsche Hilfe bei der Flugabwehr gegen russische Angriffe bedankt. "Die brillanten Iris-T-Systeme haben sich als sehr wirksam beim Schutz unseres Luftraums erwiesen", sagte Selenskij am Montag in seiner abendlichen Videobotschaft.

    Zudem habe Deutschland der Ukraine das sehr effektive Flugabwehrsystem vom US-Typ Patriot überlassen.

    "Die Ukraine ist sehr dankbar dafür", sagte Selenskij nach einem Telefonat mit Scholz. Selenskij zufolge wurden seit Kriegsbeginn mehr als 180 russische Flugzeuge, mehr als 130 Hubschrauber, über 40 Raketen und mehr als 1.000 Marschflugkörper sowie über 1.600 Drohnen abgeschossen. "All das bedeutet Abertausende Leben, die von Ihnen gerettet wurden, hunderte Orte mit wichtiger Infrastruktur, die Ihr geschützt habt."

    Ukraine-Vormarsch an allen Fronten: "Heute ist ein glücklicher Tag"

    Zugleich machte Selenskij einmal mehr deutlich, dass die Ukraine noch viel mehr Hilfe des Westens brauche für den eigenen Schutz. "Leider hat unser Land nicht genügend hochqualitative Flugabwehrsysteme, um unser ganzes Gebiet zu schützen und alle feindlichen Ziele zu zerstören", sagte er. 

    Schwere Kämpfe im Osten

    Die schweren Kämpfe bei Bachmut im Osten der Ukraine im Gebiet Donezk gingen nach Angaben des ukrainischen Generalstabs weiter.

    Das ukrainische Militär habe unter schwerem Beschuss durch feindliche Flugzeuge und Artillerie mehrere Angriffe abwehren können. Im Osten konzentrierten die russischen Truppen ihre Angriffe demnach auf die Richtungen Lyman, Bachmut, Awdijiwka und Marjinka. Dort habe es mehr als 40 Gefechte gegeben.

    Außerdem seien iranische Shahed-Drohnen gegen zivile Infrastruktureinrichtungen in den Regionen Sumy und Donezk sowie Saporischschja im Süden eingesetzt worden.

    In der südukrainischen Regionalhauptstadt Cherson wurden indes Behördenangaben zufolge zwei Menschen durch russischen Beschuss getötet. Bei den Todesopfern handle es sich um einen Mann und eine Frau, teilt die lokale Staatsanwaltschaft mit. Die Zahl der Verletzten sei noch unklar.

    Die ukrainischen Streitkräfte hatten die Stadt in der gleichnamigen Region im November zurückerobert. Sie wird aber immer wieder von den russischen Invasionstruppen beschossen.

    In der nordöstlich gelegenen Stadt Sumy erhöhte sich die Zahl der Toten nach einem russischen Drohnenangriff vom Montag auf drei. 21 Menschen wurden nach lokalen Angaben verletzt, als ein mehrstöckiges Wohngebäude getroffen wurde. Die Stadt ordnete für Dienstag einen Tag der Trauer an.
     

    Russland wirft Ukraine Drohnen-Angriff vor

    Über dem Gebiet der russischen Hauptstadt Moskau sind Dienstag früh nach Angaben der Behörden erneut Drohnen abgeschossen worden.

    Mindestens fünf Drohnen seien abgefangen worden, teilte das Verteidigungsministerium am Dienstag mit. Es habe keine Opfer und Schäden gegeben. Ziel des Angriffs seien der Moskauer Flughafen Wnukowo und andere zivile Infrastruktur gewesen, sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa.

    Sacharowa bezeichnete dies als „einen weiteren terroristischen Akt“. Der Flugverkehr auf dem Flughafen Wnukowo wurde den Angaben zufolge zeitweise unterbrochen: Starts und Landungen wurden in der Früh mehrere Stunden lang eingeschränkt, bevor der normale Betrieb auf einem der wichtigsten Flughäfen der Hauptstadt wieder aufgenommen wurde. Eine Reihe von Flügen wurde demnach beim Anflug auf andere Flughäfen umgeleitet.

    Zwei Drohnen wurden nur 30 Kilometer südwestlich des Kremls abgefangen, wie russische Nachrichtenagenturen berichteten. Eine Drohne wurde demnach in der Nähe der Stadt Kubinka, etwa 63 Kilometer westlich von Moskau, abgeschossen, meldete die Agentur RIA. In der Nähe befindet sich ein Luftwaffenstützpunkt. Eine Drohne wurde auch in der benachbarten Region Kaluga abgefangen.

    Von der Ukraine lag zunächst keine Stellungnahme vor. Die Führung in Kiew äußert sich selten öffentlich zu Angriffen innerhalb Russlands oder auf russisch besetztes Gebiet in der Ukraine.

    Bereits Anfang und Ende Mai hatte es Drohnenangriffe auf die Hauptstadt Moskau gegeben. Dabei wurden damals nach Angaben der Behörden auch Häuser beschädigt und Menschen verletzt. Präsident Wladimir Putin hatte als Konsequenz eine Verbesserung der eigenen Flugabwehr gefordert. Putin hatte die Ukraine für die Attacken verantwortlich gemacht. Die Regierung in Kiew hatte eine direkte Beteiligung an den Angriffen bestritten.

    Kommentare