Die Hoffnung ist groß - doch kommt jetzt wirklich Frieden in Nahost?

Celebrations in Tel Aviv after Gaza peace deal announcement
Im Gazastreifen wie in Israel feierten Menschen auf den Straßen, nachdem der US-Präsident die neue Waffenruhe verkündete. Einige Fragen bleiben aber offen. Ein Überblick.

Mehr als zwei Jahre nach dem brutalen Großangriff der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 und anschließenden Beginn der bis heute andauernden israelischen Militäroffensive im Gazastreifen haben sich beide Seiten am Mittwochabend auf eine neuerliche Waffenruhe geeinigt. US-Präsident Donald Trump gab auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social bekannt, sowohl Israel als auch die Hamas hätten seinem Friedensplan zugestimmt.

Der Durchbruch gelang offenbar nach tagelangen Verhandlungen in Ägypten. Neben Vertretern Israels und der Hamas waren Diplomaten und Verantwortliche aus den USA, Ägypten, Katar und der Türkei beteiligt. In Israel und im Gazastreifen feierten Menschen noch in der Nacht auf Donnerstag auf den Straßen.

Der KURIER klärt die wichtigsten Fragen und Antworten:

Worauf genau haben sich beide Seiten am Mittwoch geeinigt?

Trumps Plan beinhaltet folgende Punkte:

  • Israels Streitkräfte ziehen sich bis an die Grenzen des Gazastreifens zurück. Die USA und andere Vermittlerstaaten wie Ägypten und Katar würden für die Sicherheit im Gebiet "garantieren" - wie, ist noch unklar.
  • Anschließend lässt die Hamas bis Sonntag 20 lebende Geiseln frei. In den folgenden Tagen übergeben die Terroristen die Leichen aller ermordeten Geiseln. Öffentliche Demütigungen lebender Geiseln, wie bei vorhergehenden Übergaben üblich, sind diesmal untersagt.
  • Israel entlässt im Gegenzug rund 2.000 palästinensische Häftlinge, jedoch keine, die am Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 beteiligt waren.
  • Israel verpflichtet sich, bis Dienstag täglich mindestens 400 Lkw mit Hilfsgütern in den Gazastreifen zu lassen. Später sollen es noch mehr werden.

Wie geht es in den nächsten Tagen weiter?

Zunächst wird Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu noch am Donnerstag gegen 14.00 Uhr (Ortszeit) alle Mitglieder seiner Regierung sowie des Sicherheitskabinetts einberufen, um den Friedensplan zu unterzeichnen. Anschließend wird er den israelischen Streitkräften den Befehl zum teilweisen Rückzug aus dem Gazastreifen innerhalb von 24 Stunden erteilen.

Am Wochenende wird US-Präsident Donald Trump nach Israel reisen, voraussichtlich bereits am Samstag. Dabei soll er auch eine Rede vor dem israelischen Parlament, der Knesset, halten. Trump hofft darauf, dass die Hamas bis dahin alle 20 noch lebenden Geiseln freigelassen hat; dazu hat sich die Terrororganisation ja grundsätzlich verpflichtet.

Die Hoffnung ist groß - doch kommt jetzt wirklich Frieden in Nahost?

US-Außenminister Marco Rubio (links) informierte Präsident Donald Trump während eines Medienauftritts über den Verhandlungserfolg.

Allerdings ist aufgrund logistischer Schwierigkeiten - die Hamas dürfte nicht alle Geiseln selbst verstecken, sondern an andere Gruppen übergeben haben - eine Übergabe am Sonntag oder Montag wahrscheinlicher. In einem Telefoninterview mit dem US-Sender Fox News erklärte auch Trump selbst, er rechne mit einer Freilassung der Geiseln am Montag.

Erst im Anschluss wird Israel die rund 2.000 palästinensischen Häftlinge freilassen. 1.700 davon wurden seit Beginn des Krieges inhaftiert, 250 sitzen mit lebenslangen Haftstrafen ein.

Wie geht es danach weiter?

Vertreter der Hamas erklärten, dass nach der Unterzeichnung des Plans "unverzüglich" über die nächste Phase der Waffenruhe verhandelt werden soll. Israels Regierung bestätigte das vorerst noch nicht. In der zweiten Phase ginge es um die kritischen Fragen nach der Entwaffnung der Hamas, Sicherheitsgarantien für den Gazastreifen sowie einen möglichen Wiederaufbau des zerstörten Gebiets.

Noch am Donnerstag ist dazu eine kurzfristige Konferenz in Paris einberufen worden, an der auch US-Außenminister Marco Rubio teilnehmen soll.

Was ist noch gänzlich ungeklärt?

Die Frage nach der Zukunft des Gazastreifens. Laut dem US-Plan soll in der "zweiten Phase" zunächst ein unabhängiges Gremium die Verwaltung des Gebiets übernehmen. Leiten soll es eine Doppelspitze aus dem ehemaligen britischen Premierminister Tony Blair - und Donald Trump selbst.

Etliche arabische Staaten, darunter die Vermittlernationen Katar und Ägypten, unterstützen das nur unter der Bedingung, dass diese Verwaltungsbehörde den Weg für einen unabhängigen Palästinenserstaat ebnet. Israels Regierung schließt eine Zweistaatenlösung jedoch weiterhin aus. 

Umgekehrt erklärte die Hamas bereits, sie werde die Kontrolle über den Gazastreifen nur an eine "palästinensische Technokraten-Regierung" abgeben. In arabischen Diplomatenkreisen gibt es den Plan, die Gaza-Verwaltung an die Palästinensische Autonomiebehörde zu übergeben; sie könnte von arabischen Staaten unterstützt werden.

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Friedensplan von Israel und Hamas

  • |Patrick Resch

    Meinl-Reisinger: "Beste Nachricht seit Langem"

    Nach dem Bekanntwerden einer Einigung von Israel und der islamistischen Hamas auf die Umsetzung einer ersten Phase des US-Friedensplans für den Gazastreifen zeigt sich auch die österreichische Politik erleichtert über einen möglichen Frieden in dem seit mehr als zwei Jahren andauernden Konflikt in Nahost.

    Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) schreibt dazu auf der Kurznachrichten Plattform "X": "Ein erster Deal zwischen Israel und der Hamas zur Freilassung der Geiseln und einem Schritt Richtung Frieden ist die beste Nachricht seit langem."

  • |Patrick Resch

    Waffenruhe tritt erst am Abend in Kraft

    Die Waffenruhe tritt nach Angaben des Büros des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu aber erst am Abend nach der Ratifizierung durch das Kabinett in Kraft.

  • |Patrick Resch

    Video: Israel und Hamas einigen sich auf Friedensplan

    Das Social-Media-Team des KURIER hat eine kompakte Zusammenfassung der Ereignisse erstellt.

  • |Patrick Resch

    170.000 Tonnen Hilfsgüter warten auf Einlass nach Gaza

    Das UN-Nothilfebüro OCHA steht mit rund 170.000 Tonnen Hilfsgütern in der Nähe des Gazastreifens bereit. Sobald grünes Licht der israelischen Behörden komme, die die Zugänge zu dem Kriegsgebiet kontrollieren, könnten diese zu den notleidenden Menschen gebracht werden, sagte ein Sprecher in Genf. Darunter seien Nahrungsmittel, Medikamente, Zelte und andere dringend benötigte Hilfsgüter. 

    Anfang der Woche hatte OCHA berichtet, dass israelische Behörden seit Beginn des Krieges im Oktober 2023 insgesamt 45 Prozent der angemeldeten Hilfskonvois entweder nicht genehmigt oder im Laufe der Mission behindert hätten. Der Sprecher zählte auf, was OCHA zur Versorgung der Zivilbevölkerung auf Basis der humanitären Prinzipien - Menschlichkeit, Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit - brauche: offene Grenzübergänge, Garantien, dass Hilfskräfte und Bedürftige sich sicher bewegen können, Visa für ausländisches Personal, die uneingeschränkte Einfuhr der Hilfsgüter und Raum, damit die humanitären Helferinnen und Helfer sich bewegen können. Der Privatsektor im Gazastreifen müsse schnellstens wiederbelebt werden. 

  • |Patrick Resch

    Türkei drängt auf vollständige Umsetzung des Gaza-Deals

    Die Türkei hat die Einigung von Israel und der islamistischen Hamas auf die Umsetzung einer ersten Phase des US-Friedensplans für den Gazastreifen begrüßt. „Wir erwarten eine vollständige Umsetzung des getroffenen Waffenstillstandsabkommen“, teilte das türkische Außenministerium weiter mit. Nun müsse unverzüglich Hilfe nach Gaza geliefert und mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Ein dauerhafter Frieden in Nahost sei nur durch eine gerechte Lösung der israelisch-palästinensischen Sache möglich, hieß es. 

    Man hoffe, dass der in den Waffenstillstandsverhandlungen gewonnene Schwung in der kommenden Zeit zur Umsetzung einer Zweistaatenlösung beitragen werde. An den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Hamas im ägyptischen Küstenort Scharm el Scheich war unter anderem die Türkei beteiligt. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Mittwoch gesagt, dass US-Präsident Donald Trump ihn gebeten habe, die Hamas von dem US-Friedensplan zu überzeugen. Die Türkei unterhält gute Beziehungen zur Hamas, Erdogan hatte sie mehrmals als „Befreiungsorganisation“ bezeichnet.

  • |Patrick Resch

    Widerstand gegen Einigung: Hamas muss zerstört werden

    Innerhalb der israelischen Regierung regt sich Widerstand gegen die Einigung auf eine Waffenruhe im Gazastreifen. Er werde im Kabinett gegen die Vereinbarung stimmen, kündigte der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich am Donnerstag im Onlinedienst X an. Sobald die Geiseln frei seien, müsse die Hamas zerstört werden. Einen Rückzug aus der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu drohte er aber nicht an.

  • |Patrick Resch

    Macron: Gaza-Deal muss zu Zwei-Staaten-Lösung führen

    Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die Einigung von Israel und der islamistischen Hamas auf die Freilassung der Geiseln und den Waffenstillstand im Gazastreifen begrüßt. „Dieses Abkommen muss das Ende des Krieges und den Beginn einer politischen Lösung auf der Grundlage der Zwei-Staaten-Lösung markieren“, sagte Macron. 

    „Frankreich ist bereit, zu diesem Ziel beizutragen. Wir werden dies heute Nachmittag in Paris mit unseren internationalen Partnern besprechen“, sagte Macron unter Verweis auf eine Konferenz, bei der es um die Umsetzung des US-Friedensplans für Gaza sowie um eine Unterstützung nach Kriegsende gehen soll. „Ich fordere alle Parteien auf, sich strikt an die Vereinbarungen zu halten“, sagte Macron weiter. Die Einigung sei eine große Hoffnung für die Geiseln und ihre Familien, für die Palästinenser im Gazastreifen und für die gesamte Region. 

  • |Patrick Resch

    Die wichtigsten Fragen und Antworten

    Außenpolitik-Redakteur Johannes Arends hat die wichtigsten Fragen und Antworten zu Trumps Gaza-Friedensplan für Sie zusammengefasst.

  • |Patrick Resch

    Jubelszenen im Gazastreifen

    Der Durchbruch in den Verhandlungen zwischen Israel und der islamistischen Hamas über eine Beendigung des Gaza-Kriegs hat Jubelszenen in dem Küstenstreifen ausgelöst. Der arabische Nachrichtensender Al Jazeera zeigte Bilder von feiernden Menschen in der Stadt Khan Younis. Auf Videos war zu sehen, wie mit Pressewesten ausgestattete Reporter die Nachricht unter der Bevölkerung verbreiteten, weil viele Menschen keinen Zugang zum Internet oder Strom haben.

    Der arabische TV-Sender Al-Arabi al-Jadid zeigte Bilder von Kindern, die sich über die Nachricht freuten. Ein Mädchen sagte dem Sender, sie freue sich, nun endlich wieder nach Hause gehen zu können. "Sobald sie uns sagen, dass wir gehen können, mache ich mich auf den Weg", sagte sie.

    Andere Bewohner sagten Al Jazeera, dass sie noch Angst hätten, aber dennoch auf einen dauerhaften Frieden hofften.

  • |Patrick Resch

    Abbas begrüßt Einigung auf Waffenruhe

    Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat die Einigung auf eine Waffenruhe im Gazastreifen begrüßt. Die Vereinbarung mache ihm "Hoffnung, dass diese Bemühungen ein Auftakt zu einer dauerhaften politischen Lösung" in der Region sein werden, erklärte Abbas am Donnerstag in Onlinediensten. Eine solche Lösung müsse "ein Ende der israelischen Besatzung" beinhalten und zur "Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates" führen.

  • |Patrick Resch

    Meloni: "Einmalige Chance"

    Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zeigt sich nach der Einigung auf den Friedensplan zuversichtlich. "Das Abkommen stellt eine einmalige Chance dar, diesen Konflikt zu beenden - eine Chance, die unbedingt ergriffen werden muss", so Meloni in einer Pressemitteilung am Donnerstag.

    "Ich möchte US-Präsident Donald Trump dafür danken, dass er unermüdlich nach einer Lösung zur Beendigung des Konflikts in Gaza gesucht hat, sowie den Vermittlern - Ägypten, Katar und der Türkei - für ihre Bemühungen. Ich rufe alle Parteien auf, die bereits vereinbarten Maßnahmen vollständig einzuhalten und gemeinsam daran zu arbeiten, die nächsten Schritte des Friedensplans rasch umzusetzen. Italien wird die Bemühungen der Vermittler weiterhin unterstützen und ist bereit, zur Stabilisierung, zum Wiederaufbau und zur Entwicklung Gazas beizutragen", so die italienische Regierungschefin.

  • |Patrick Resch

    Stocker: "Lang ersehnte, gute Nachricht"

    Für Bundeskanzler Christian Stocker ist die Einigung auf den US-Friedensplan von Israel und der Hamas "eine lang ersehnte, gute Nachricht aus dem Nahen Osten", wie er auf X schreibt. Gleichzeitig bedankt sich Stocker bei US-Präsident Donald Trump für seine "diplomatischen Bemühungen".

  • |Patrick Resch

    Insider nannte Details von Gaza-Abkommen

    Ein Insider nannte Details der in der Nacht erzielten Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas. Demnach könnten von der Hamas festgehaltene israelische Geiseln am Samstag freikommen. Das israelische Militär wiederum werde innerhalb von 24 Stunden nach dem formellen Abschluss des Abkommens die erste Phase eines Teilabzugs aus dem Gazastreifen vollziehen.

    Die Unterzeichnung des Abkommens werde um 11.00 Uhr MESZ erwartet. Ab 16.00 Uhr MESZ sollen das israelische Sicherheitskabinett und die Regierung über das Abkommen beraten.

  • |Patrick Resch

    Israel bereitet Truppenrückzug vor

    Die israelische Armee bereitet nach eigenen Angaben einen Rückzug der im Gazastreifen stationierten Soldaten vor. Die Streitkräfte hätten "mit den operativen Vorbereitungen für die Umsetzung des Abkommens begonnen", erklärte die Armee am Donnerstag. Die Positionierung der Truppen im Gazastreifen solle "rasch angepasst" werden.

  • |Patrick Resch

    EU begrüßt Einigung

    Die Europäische Union begrüßte die Einigung zwischen Israel und der Hamas auf die erste Phase des US-Gaza-Plans als bedeutenden Durchbruch. Dies sei eine "große diplomatische Errungenschaft" und eine echte Chance, den Krieg zu beenden und alle Geiseln freizulassen, erklärte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas. "Die EU wird alles in ihrer Macht Stehende tun, um dessen Umsetzung zu unterstützen", fügte Kallas hinzu.

  • |Patrick Resch

    Menschen feiern auf den Straßen

    Sowohl in Israel als auch im Gazastreifen feierten Menschen erleichtert auf den Straßen. In Tel Aviv versammelten sich die Familien der festgehaltenen Geiseln auf dem sogenannten "Platz der Geiseln". "Präsident Trump, vielen Dank. Wir danken ihm, ohne ihn würden unsere Kinder nicht nach Hause zurückkehren", sagte Hatan Angrest, dessen Sohn Matan eine der Geiseln ist. "Gott sei Dank für die Waffenruhe, das Ende des Blutvergießens und des Tötens", sagte Abdul Majeed Abd Rabbo in Khan Younis im Süden des Gazastreifens.

  • |Patrick Resch

    Israel und Hamas einigen sich auf Friedensplan

    Israel und die islamistische Hamas haben sich in der Nacht auf Donnerstag auf die erste Phase des US-Friedensplans geeinigt. Demnach werden die in den Gazastreifen verschleppten Geiseln freigelassen und Israel wird seine Truppen zurückziehen, wie US-Präsident Donald Trump bekannt gab. "Alle Parteien werden fair behandelt." Dies sehe ein Ende der Kämpfe im Gazastreifen, einen Rückzug der Israelis, Zugang für Hilfsgüter und einen Tausch von Geiseln und Häftlingen vor.

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