Die Ironie, dass Tim Martin, der Chef von Wetherspoon, überzeugter Brexit-Befürworter ist, dem schon im September Hopfen und Malz in Form mehrerer populärer Biersorten verloren gegangen waren, freute Robert Eggleston, einen Politiker der Liberaldemokraten: „Oh je, dem armen Tim Martin ist das Salz ausgegangen, um es in seine Brexit-Wunden zu streuen“, höhnte er auf Twitter. Noch mehr Spott gab es, als ein Firmen-Sprecher den Hinweis eines Journalisten in Cornwall, dass ja Leute ihre eigenen Salzreserven im Lokal verwenden könnten, offenbar verneinte. „Wetherspoon verbietet Pub-Gästen, eigenes Salz zum Abendessen mitzubringen“, titelte da der Daily Mirror.
Auch die süßen Seiten des Lebens werden dem einen oder anderen dieser Tage verdorben. Dem Bäckerei-Riesen Greggs fehlt nämlich ein anderes weißes Pulver. In diversen Filialen und auf Twitter entschuldigt sich die Kette dafür, dass es an vielen Standorten momentan keine Zucker-Päckchen gibt.
„Kein Zucker bei Greggs, kein Salz bei Wetherspoon“, war ein Twitter-Nutzer verärgert. „Das Land ist vor die Hunde gegangen“.
In letzter Zeit sind auch andere neue Brexit-Engpässe in Nahverkehr, Pflegeberufen und Nachtleben in den britischen Schlagzeilen aufgetaucht. So führt laut Observer ein Mangel bei Pflegepersonal immer häufiger zu Absagen an Behinderte, die Betreuer suchen.
Um 100.000 Lkw-Fahrer, die wegen Brexit und Covid fehlen, zu rekrutieren, steigt indes die Bezahlung für diese. Nebeneffekt: Es fehlen Autobus-Fahrer, weil manche von ihnen in den nun manchmal doppelt so gut bezahlten, Gütertransport wechseln.
„Der Logistiksektor wirft buchstäblich mit Geld um sich“, sagte Gewerkschafter Bobby Morton und sprach von 4.000 Buslenkern, die gefunden werden müssten. In der Region um Leicester und Nottingham mussten bereits erste Bus-Verbindungen ausfallen. Auch an Türstehern vor Clubs und Bars mangelt es schon, was manche Lokale zum Schließen oder zu verkürzten Öffnungszeiten zwingt.
Bei dieser Misere auf ganzer Linie wundert es nicht, dass laut einer Opinium-Umfrage 44 Prozent der Briten meinen, dass der Brexit der Wirtschaft schade, nur 25 Prozent sehen seine wirtschaftlichen Auswirkungen insgesamt als positiv. Noch deutlicher ist der Unterschied bei den Preisen: 53 Prozent sehen den EU-Austritt als negativen, nur 13 Prozent als positiven Faktor.
28 Prozent der Briten erachten den Brexit jetzt als größtes Problem der Nation, gefolgt von Covid (27 Prozent) – wohl auch deswegen, weil zu Weihnachten wohl auch die Truthähne ausgehen werden.
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