Brexit langfristig schädlicher für britische Wirtschaft als Pandemie

Brexit langfristig schädlicher für britische Wirtschaft als Pandemie
Finanzaufsicht OBR rechnet mit 4 Prozent Rückgang der Wirtschaftsleistung wegen EU-Austritt.

Der EU-Austritt Großbritanniens schadet der Wirtschaft des Landes nach Einschätzung britischer Regierungsberater mehr als die Corona-Pandemie. "Langfristig hat der Brexit größere Auswirkungen als die Pandemie", sagte der Vorsitzende der unabhängigen Finanzaufsicht OBR (Office for Budget Responsibility), Richard Hughes, der BBC. Demnach wird sich Großbritanniens Wirtschaftsleistung wegen des EU-Austritts voraussichtlich um etwa vier Prozent verringern und wegen der Pandemie noch einmal um zwei Prozent.

Langsames Wachstum für 2022 erwartet

Die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie hatte die OBR zuvor noch mit minus drei Prozent beziffert. In ihrer aktualisierten Prognose vom Mittwoch geht sie nun davon aus, dass die Wirtschaft bis Anfang 2022 wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht.

Das Wachstumserwartungen für dieses Jahr korrigierten die Experten in diesem Zuge von vier auf 6,5 Prozent nach oben. Für nächstes Jahr gehen sie dafür von einem langsameren Wachstum aus, als zuvor angenommen. "Im Laufe der Zeit wird es immer schwieriger werden, die Auswirkungen der Pandemie von anderen Faktoren, wie dem Brexit, zu unterscheiden", betonen sie in ihrem Bericht.

Die OBR wurde 2010 gegründet, um unabhängige Analysen der öffentlichen Finanzen zu erstellen. Die OBR-Experten geben regelmäßig Wirtschafts- und Steuerprognosen heraus und bewerten die Regierungsarbeit im Hinblick auf ihre Haushaltsziele.

Handelseinbußen und Arbeitskräftemangel

Durch den Austritt Großbritanniens aus der EU und somit aus dem gemeinsamen Binnenmarkt hatte der Handel mit den europäischen Nachbarn spürbar abgenommen. Zudem ist es für Arbeitnehmer aus der EU nun deutlich schwieriger, nach Großbritannien zu gelangen. Dort hat dies den Arbeitskräftemangel in bestimmten Branchen verschärft und in Kombination mit der Pandemie zu Unterbrechungen der Lieferkette geführt.

Überarbeitung der Alkoholsteuer

Der britische Finanzminister Rishi Sunak verbreitete in der BBC dennoch Optimismus. So habe der Brexit etwa Reformen ermöglicht, "die in der EU nicht möglich gewesen wären". Als Beispiel nannte Sunak eine am Dienstag angekündigte angekündigte Überarbeitung der Alkoholsteuer.

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