Brexit-Glatteis und keine Barbies für das Weihnachtsgeschäft
Der Brexit und seine Folgen erweisen sich immer wieder als politisches Glatteis – auch jetzt, wo Großbritannien und EU über Änderungen des Handelsabkommens diskutieren.
Diesen Winter droht der EU-Austritt aber so manche Briten buchstäblich aufs Glatteis zu führen.
Denn der durch Brexit und Covid verursachte Lkw-Fahrermangel im Land wird sich laut Experten bald auch bei Streufahrzeugen, genannt „gritter lorries“, bemerkbar machen. Dabei bringen diese auf der Insel sonst nicht nur Salz („salt“) und Splitt („grit“), sondern auch humorvolle Momente.
Brat Grit und Basil Salty
Denn Gemeinden halten gerne Online-Abstimmungen zur Namensgebung von Streuwagen ab. So leisten etwa Gefährte wie Brad Grit und Basil Salty, die nur vom Namen her mit Hollywood und John Cleeses Charakter in der TV-Serie Fawlty Tower zu tun haben, ihre Arbeit. Auch Gritney Spears, Salt Disney und Gritter Thunberg machen Straßen im Vereinigten Königreich sicher.
Jetzt aber warnt die Vertretung der Lokalbehörden in England und Wales
vor Brexit-Ausrutschern wegen der Fahrernot, die schon 18 ihrer Kommunen zur zeitweisen Aussetzung der Abfallabholung gezwungen hat. „In manchen Gemeinden werden Streudienste möglicherweise genauso betroffen sein“, sagte sie. „Schnell steigende Gehälter für Lkw-Fahrer im Privatsektor könnten diese Probleme im öffentlichen Sektor verschärfen“. The Sun schlug gar Alarm, dass sich Straßen heuer in „eisige Todesfallen“ verwandeln werden.
Schon davor hatten Warnungen vor Christbaum- und Truthahn-Knappheit Sorgen um die schönste Zeit des Jahres aufkommen lassen. Laut Medienberichten hat das mehr Briten als sonst bereits zur Vorbestellung beliebter Festtag-Produkte animiert.
Jetzt sind aber weitere Traditionen und Freuden bedroht. So hat die englische Stadt Bath mit Hinweis auf Personalnot wegen Brexit und Covid ihren Weihnachtsmarkt abgesagt, der jährlich etwa 400.000 Touristen und 32,5 Million Pfund (umgerechnet 38,4 Millionen Euro) an zusätzlichen Konsumentenausgaben anzieht. Ein „verheerender Schlag“, beklagte ein Stadtrat.
Der Reeder Maersk lenkt unterdessen Schiffe auf EU-Ziele um, weil der englische Hafen Felixstowe, der für 36 Prozent des britischen Frachtcontainer-Verkehrs verantwortlich ist, wegen fehlender Lkw-Fahrer überfüllt ist. Das verzögert unter anderem die Lieferung von Spielzeug und Elektronikwaren. Zeitungen riefen am Donnerstag Briten deshalb dazu auf, ihr Weihnachts-Geschenke-Shopping früher als sonst zu erledigen.
Jetzt kaufen
„Wir können nicht garantieren, dass in den nächsten Wochen alles nachgeliefert wird“, meinte auch ein britischer Einzelhändler-Verband und riet: „Wenn Sie etwas sehen, das Sie haben möchten, ist jetzt die richtige Zeit, es zu kaufen.“
Der Chef der Spielwarenkette The Entertainer warnte gegenüber der BBC sogar, dass seinen Läden wegen der Versorgungsengpässe heuer populäre Weihnachtsgeschenke wie Barbiepuppen und Paw-Patrol-Spielzeug schneller ausgehen werden als andere Produkte.
Und laut Mirror stecken etwa eine Million der in der Adventzeit beliebten „Elf on the Shelf“-Puppen – eine aus den USA importierte Tradition – in China fest. Kindern wird erzählt, dass der „Elf auf dem Regal“ den Eltern, die die Puppe in der Vorweihnachtszeit immer wieder heimlich an andere Orte umsetzen, berichtet, ob sie brav oder unartig sind.
Auf ein ruhiges Fest hofft auch Boris Johnsons Regierung und sagt, sie und Wirtschaftsvertreter arbeiten „intensiv“ daran, jegliche Probleme zu minimieren. Es gäbe also keinen Grund für vorweihnachtliche Panik oder Hamsterkäufe, die im Zuge der Spritkrise im Land auch zu Handgreiflichkeiten geführt hatten.
Finanzminister Rishi Sunak versprach während eines Arbeitsbesuchs in Washington sogar ein frohes und friedliches Fest samt Paketen: „Ich bin zuversichtlich, dass es für jeden eine gute Menge an Weihnachtsgeschenken geben wird“.
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