Eigentlich könnte es gut laufen: Die Linke hat ihr Schmuddelimage abgestreift, regiert in Bundesländern mit; sogar mit der SPD.
Der Jenaer Politologe Torsten Oppelland sieht das Problem in der Rolle als kleiner Partner. In Thüringen hat die SPD das Problem der Linken in Brandenburg: „Die Partei verschwindet hinter der des jeweiligen Ministerpräsidenten. Es ist nicht mehr klar, wofür sie steht.“
Dem Zeitgeist nachgerannt?
Damit kämpft die SPD auch im Bund, wo sie seit vielen Jahren mitregiert und umsetzt; sich aber vorwerfen lassen muss, dem neoliberalen Zeitgeist nachgerannt zu sein. Erst Andrea Nahles, mittlerweile Ex-Vorsitzende, kündigte die Abkehr von den Reformen aus der Schröder-Zeit an, die einst SPD und Linke zerrissen haben. Nun gibt es noch andere Großthemen, mit denen sie hadern.
Die SPD, einst Anwalt der Kohle-Kumpels, hatte Umweltschutz lange nicht auf der Rechnung; was sich rächt. Ebenso bei der Linken. Und in Zeiten, wo das Thema beim Wähler angekommen ist, traut man dieses jenen zu, die die Kernkompetenz haben: den Grünen.
An sie verloren SPD und Linke bei der letzten bundesweiten Wahl, der Europawahl, am meisten: 1,27 Millionen machten ihr Kreuz dort und nicht bei den Sozialdemokraten; von der Linken gingen 610.000 Stimmen an die Grünen.
Aber nicht nur die Grünen profitieren von der Zerrissenheit der beiden: Seit die AfD 2013 auftauchte, ist ein Teil der Linken-Wähler dorthin abgewandert; und noch mehr, seit sie Migration zu ihrem Alleinstellungsmerkmal machte, sich als Stimme des Widerstands inszenierte.
In Ostdeutschland schlug dies besonders ein – „gerade bei mittelalten, teils DDR-sozialisierten, die mit den Fremden fremdeln“, so Oppelland. Für die Linke, die als „Ostpartei“ galt, ist das bitter: Ist es ihr doch nach der Wende gelungen, enttäuschte Ostdeutsche, um sich zu scharen.
In der Frage um offene Grenzen stritt man in der Linken offen um Kurs und Macht in der Partei. Wobei die Konfliktlinie zwischen Parteichefin Katja Kipping und Fraktionschefin Sahra Wagenknecht verlief.
Dass sie einen migrationskritischeren Ton setzte, um der AfD zugelaufene Wähler einzuhegen, nahm man ihr übel. Ihre ins Leben gerufene Sammlungsbewegung wurde als Spaltversuch gedeutet.
Während es um „Aufstehen“ ruhig geworden ist, wird man von Sahra Wagenknecht vermutlich noch weiter hören: Sie behält ihr Mandat im Bundestag und schließt eine weitere Kandidatur nicht aus.
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