Verbündete – bis in die Reihen Macrons
Die französische Zeitung Le Monde enthüllte, dass einer der wenigen Berater, mit denen Präsident Emmanuel Macron die Auflösung der Nationalversammlung am Abend der EU-Wahl ausgeheckt hatte, den Bolloré-treuen TV-Moderator Pascal Praud gegen 18 Uhr anrief und einweihte – noch bevor Macron seinen eigenen Premierminister Gabriel Attal über die Pläne informiert hatte.
Am nächsten Tag trafen sich wiederum Bolloré und der Noch-Präsident der konservativen Republikaner, Éric Ciotti. Dieser kündigte in der Folge zum Entsetzen der meisten Parteifreunde ein Bündnis mit dem Rassemblement National (RN) an. Wenige folgten Ciotti, doch dessen Abgeordnete könnten dem rechtsextremen RN bei der zweiten Runde der Parlamentswahlen am Sonntag entscheidende Sitze einbringen, damit es der Allianz zur absoluten Mehrheit reicht.
Somit käme Bolloré seiner Vorstellung einer großen „Union der Rechten“ unter Dominanz der rechtsextremen Kräfte näher. Vor der Präsidentschaftswahl 2022 baute der streng katholische Geschäftsmann den Muslim-Hasser Éric Zemmour, bis dahin einer der „Polemisten“ in seinen Sendungen, als Kandidaten auf. Das scheiterte zwar, Zemmour erhielt nur sieben Prozent.
Millionen-Reichweite
Doch Bollorés Einflussversuche gehen weiter. Dem Medienhistoriker David Colon zufolge ist sein Vorbild der ultrakonservative Medienmogul Rupert Murdoch, unter anderem Chef des US-Senders Fox News, der dem reaktionären Teil der US-Republikaner nahesteht. „Bei der Medienkonzentration besteht der Schlüsselfaktor nicht in der Anzahl der Zeitungen oder ihrer Auflage, sondern in der Vielfältigkeit der Medienangebote, die es ermöglicht, schnell die öffentliche Debatte zu steuern.“ Genau das tut Bolloré mit seinen Print-, Radio- und Fernsehmedien, die insgesamt eine Millionen-Reichweite haben.
Bardella-Fan
Das Magazin Paris Match veröffentlichte vor den EU-Wahlen eine Reportage über einen romantisch angehauchten Hausbesuch bei der für Zemmours Partei antretenden Kandidatin Marion Maréchal, Nichte von Marine Le Pen, und ihrem Mann, dem italienischen Lega-Politiker Vincezo Sofo. Im Sender CNews lästerte Moderator Praud, die Republikaner, die Ciotti nicht folgten, seien „die dümmsten Rechten der Welt, ohne Mut, ohne Zukunft“. Gäste der Talkshows werden strikt nach ihrer politischen Linie ausgesucht. Bei der Parlamentswahl am Sonntag treten zudem zwei bisherige „Polemisten“ aus Bollorés Medienreich an, die Moskau nahestehen.
Zwar hielt sich Bolloré lange von der RN-Frontfrau Marine Le Pen fern, von der er behauptete, sie sei eine verkappte Sozialistin. Doch er unterstützt ihren Zögling Jordan Bardella, der im Fall einer absoluten Mehrheit für den RN Premierminister werden soll. Beide haben angekündigt, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zerschlagen zu wollen. Das käme Bolloré zugute, der dann noch ungestörter die Meinung der Menschen in Richtung rechts formen könnte.
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