Mazedonien wird Grenze zu Griechenland schließen

Grenzzaun zwischen Griechenland und Mazedonien
Die Regierung in Skopje lässt nur noch so viele ins Land, wie von EU-Staaten aufgenommen werden.

Mazedonien ist bereit, den Flüchtlingsstrom an der Grenze zu Griechenland zu stoppen. Als Transitland werde man nur noch so viele Flüchtlinge ins Land lassen, wie von den nördlichen EU-Staaten aufgenommen werden, sagte Außenminister Nikola Poposki am Freitag nach einem Treffen mit seinem österreichischen Amtskollegen Sebastian Kurz (ÖVP) in Skopje. "Das ist eine Frage der Mathematik", so Poposki.

Mazedonien wird Grenze zu Griechenland schließen
epa05149799 Macedonian soldiers erect a second protective fence on the border line between Greece and Macedonia, near the town of Gevgelija, The Former Yugoslav Republic of Macedonia, 08 February 2016. Police representatives of the countries of the so-called 'Balkan Corridor' have arranged for the refugees that will transit the Balkan countries, to get a unified and standardized document which will be given to them on the Macedonian-Greek border. This document will contain all necessary information such as identity, age and country of origin but also biometric data such as fingerprints. Refugees without valid documents are not allowed to cross the border. EPA/NAKE BATEV

Mazedonien habe "das Kommando"

"Die Maßnahmen, die wir treffen werden, werden ein Spiegelbild dessen sein, was von Deutschland oder Österreich gemacht wird", betonte der mazedonische Außenminister. "So viele Migranten die EU-Staaten hineinlassen wollen, so viele werden wir hineinlassen und durchreisen lassen", machte Poposki klar. Es werde eine humane Behandlung der Migranten geben, dabei werde man aber auch "die Sicherheit der Bürger wahren". Konkret soll nur noch ein Grenzübergang offen bleiben, an dem die Migranten registriert werden sollen, sagte der mazedonische Außenminister.

"Mazedonien muss darauf vorbereitet sein, den Zustrom vollständig zu stoppen, weil es das erste Land nach Griechenland ist."

Skopje sei dankbar für jede Unterstützung europäischer Staaten, einschließlich Österreichs, bei der Grenzsicherung. Ob Polizisten oder Soldaten geschickt werden, sei unerheblich. "Was wir brauchen, ist jede Form von Personal, die eine Uniform trägt und Sicherheitsmaßnahmen treffen kann", sagte Poposki. Sein österreichischer Kollege fügte hinzu, dass selbstverständlich Mazedonien beim Grenzeinsatz "das Kommando" haben werde.

Mazedonien wird Grenze zu Griechenland schließen
ABD0064_20160212 - SKOPJE - MAZEDONIEN: ZU APA0091 VOM 12.2.2016 - (v.l.) Außenminister Sebastian Kurz trifft den mazedonischen Außenminister Nikola Poposki am Freitag, 12. Februar 2016, im Rahmen eines Arbeitsbesuches in Skopje. - FOTO: APA/AUSSENMINISTERIUM/DRAGAN TATIC

"Pflicht" Österreichs, Mazedonien zu helfen

"Mazedonien muss darauf vorbereitet sein, den Zustrom vollständig zu stoppen, weil es das erste Land nach Griechenland ist", betonte Kurz. Wien wolle das Balkanland in Form von Polizei oder Militär, aber auch mit Ausrüstung unterstützen. Er bezeichnete es als "Pflicht" Österreichs, Mazedonien bei der Grenzsicherung zu helfen. "Das Land könnte es sich auch leicht machen und die Flüchtlinge weiterwinken so wie es Griechenland tut." Er hoffe, dass die Kooperation in der Region dazu führt, dass eine europäische Lösung in der Flüchtlingskrise wahrscheinlicher wird.

Griechenland: Drei Monate für Verbesserung des Grenzschutzes

Kurz und Poposki sprachen auch über die schwere innenpolitische Krise im Land vor den für Ende April geplanten, vorgezogenen Parlamentswahlen. Der mazedonische Außenminister sagte, dass österreichische Wahlbeobachter willkommen seien, um die "Glaubwürdigkeit" des Urnenganges zu stärken. Kurz rief Opposition und Regierung auf, sich auf die unter EU-Vermittlung ausgearbeitete Vereinbarung zu halten. "Es muss gemeinsam daran gearbeitet werden, freie und faire Wahlen vorzubereiten", sagte Kurz, der in Skopje auch mit Oppositionsführerin Radmila Sekerinska zusammentraf.

Mazedonien wird Grenze zu Griechenland schließen
Macedonian soldiers build a second border fence to prevent illegal crossings by migrants, in the Greek-Macedonian border near Gevgelija on February 8, 2016. Macedonia started on February 8, 2016 erecting double razor fence,digging holes, erecting pillars, erecting razor fence and is extending fence on new places along side by Greek border line. / AFP / Robert ATANASOVSKI

EU-Betrittsverhandlungen

Wie in den anderen Westbalkan-Ländern wurde auch in Skopje ein bilateraler Aktionsplan für die engere Zusammenarbeit insbesondere bei der EU-Integration präsentiert. Darin bietet Österreich unter anderem Vermittlungsdienste bei der Lösung des Namensstreits mit Griechenland an, der die EU-Annäherung des Landes seit Jahren behindert. Wien und Skopje wünschen sich, dass die EU-Beitrittsverhandlungen noch heuer starten. Österreich möchte dem Balkanland auch im Bereich der Umweltpolitik und bei der Modernisierung seines Ausbildungssystems helfen, auch ein Diplomatenaustausch ist geplant.

Die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen entwickeln sich gut. In den ersten drei Quartalen des Vorjahres legten die österreichischen Exporte um sieben Prozent auf 89 Millionen Euro zu, die Importe aus Mazedonien legten um 8 Prozent auf 48 Millionen Euro zu. Mit einem Gesamtvolumen von 440 Millionen Euro ist Österreich drittgrößter Investor in der früheren jugoslawischen Republik.

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