Alles für die Klicks: Tik-Tok-Influencer als "Flüchtlinge" im Schlauchboot

Alles für die Klicks: Tik-Tok-Influencer als "Flüchtlinge" im Schlauchboot
Zwei populäre Influencer aus Tunesien traten die Reise im Schlauchboot nach Europa an - und machten ein lockeres Event für Social Media daraus

Es ist eine gefährliche und oft tödliche Reise in die Illegalität. Tausende Menschen sterben jährlich beim Versuch, das Mittelmeer von Nordafrika aus zu überqueren. In den tiktok-Videos von zwei Influencern aus Tunesien sieht das alles ganz anders aus.

Die überquerten als illegale Migranten im Schlauchboot das Mittelmeer - und posteten fröhliche, gestylte Videos von ihrem Abenteuer.

Schlechte Wirtschaftslage, keine Zukunftsaussichten: Zehntausende Tunesier nehmen deshalb das Risiko auf sich und brechen im Schlauchboot über das Mittelmeer Richtung Europa auf.  Auch die 18-jährige Influencerin Sabee Saidi und ihre 21-jährige Kollegin Chaima Ben Mahmoud.

Die beiden aber posteten auch Videos und Fotos der riskanten Reise in den Sozialen Medien - und schafften so Millionen von Klicks. In ihren Aufnahmen wirkt das ganze nämlich wie eine lustige Ausflugsfahrt.

"Ich hab den Tod gesehen"

Mahmoud ist gelernte Friseurin, fand aber in Tunesien keinen Job. Weil sie kein Visum für ein EU-Land bekam, ließ sie sich die Reise im Schlauchboot 1500 Dollar kosten - und postete dafür eifrig. „Ich habe viele Freunde, die sich auf diese Reise begeben haben und ihre Chancen in Europa nutzen. Sie haben uns Hoffnung gegeben, dass es dort Arbeit und Geld gibt“, erklärte Mahmoud in tunesischen Medien. Außerhalb der sozialen Medien gab sie jedoch zu, dass sie auf hoher See große Angst hatte: „Ich habe den Tod mit eigenen Augen gesehen. Es ist kein einfacher Weg. Ich ermutige niemanden, zu ihr zu gehen. Ich habe es aus persönlichen Gründen getan, die Situation wird dich dazu zwingen.“

Empörung in Tunesien

Sowohl Mahmoud als auch Saidi haben in Nordafrika Millionen von followern. Entsprechend groß ist die Aufregung über die Videos und Fotos in ihrer Heimat. Menschenrechtsgruppen warnen vor der fatalen Wirkung auf junge Tunesier. So könnten sich noch mehr von ihnen auf den Weg machen - und ihr Leben riskieren.

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