Drum prüfe, wer sich Influencer nennt

Drum prüfe, wer sich Influencer nennt
Ein Leben als Influencer in den Bergen ist hart. Wo Virtual-Life auf Kaisersemmel trifft
Anja Kröll

Anja Kröll

Für manche soll es ja ein Lebensziel sein: Man steckt sich eine leuchtende Zahnschiene in den Mund, schaut blöd drein und nuschelt was von strahlend weißen Zähnen in die Handykamera. Davon werden die Beißerchen zwar nicht schöner, aber mit genügend Followern das Bankkonto voller. Richtig, es geht um Influencer. Jene Menschen, die uns in sozialen Medien vorleben, was hipp ist, wie unsere Wohnungen auszusehen hat, beziehungsweise überhaupt der Mensch als Ganzes an sich. Weil, dass man mit spätestens 23 Jahren einmal unter dem Messer gelegen haben muss, ist ja wohl mehr als nachvollziehbar.

Und wer jetzt denkt, so ein Influencer-Sein würde vor dem Bergdorf haltmachen, der irrt. Ich traue es mich ja gar nicht laut zu sagen, aber ich bin auch so was wie ein Influencer. Jetzt nur auf Bergdorf-Ebene, für Einheimische only. Und ganz ohne leuchtende Zahnschiene, aber mit schönen Bergfotos. Da leuchtet die Sonne von den Gipfeln, oder das Blau des Sees vom Bild ohne Filter. Davon kriegt man zwar keine weißen Zähne, aber ein glückliches Lächeln nach der Wanderung.

Meine 352 Follower (Kooperationspartner: bitte anstellen!) sind jedenfalls äußerst treu. Schwierig wird es nur – Zahnschienen-Influencer aufgepasst – wenn Virtual-Life auf Real-Life trifft. Was in so einem Bergdorf spätestens beim Billa passiert. „So eine tolle Bergtour hast gemacht. Ist der Weg schon schneefrei?“, lautete letztens die Konversation bei den Kaisersemmeln. Da ich aber dazu neige, zu vergessen, dass ich Influencerin bin, beschäftigt mich von den Semmeln bis zum Waschmittel die Frage, woher der Fragestellende von der Bergtour weiß. Fällt mir aber spätestens bei der Zahnpasta wieder ein. Sie wissen schon: Strahlend weiße Zähne.

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