Facebook-Grüße aus Moskau: Wieder russische Propaganda für Trump
Die Kriegsverbrechen Saudi-Arabiens im Jemen, Übergriffe der US-Polizei gegen Homosexuelle und eine Warnung vor der vergessenen Klimakrise: Die Nachrichten-Website Peace Data deckt das Weltbild linksliberaler Kapitalismuskritiker lückenlos ab.
Misstrauisch machen dann allerdings Beiträge über Joe Bidens – bisher völlig unbekanntes – Nahverhältnis zu Europas Rechtspopulisten, oder über die Möglichkeit, dass ausgerechnet Donald Trump den in Russland festsitzenden Aufdecker Edward Snowden begnadigen könnte. Immerhin hatte Trump lauthals dessen Hinrichtung gefordert, weil er US-Staatsgeheimnisse verraten habe.
Propagandavehikel
Solche journalistischen Ausflüge ins Reich der Fake News hätten einen ganz handfesten Hintergrund berichtete am Mittwoch die New York Times: Die Website Peace Data sei nämlich ein Werkzeug der Propagandaabteilung des Kreml. Entsprechend wütend wehrt man sich bei Peace Data gegen die Anschuldigungen, diese seien nichts als „widerliche Lügen“.
Doch was die Times gemeinsam mit dem Nachrichtensender CNN an Informationen zusammengetragen hat, hat Hand und Fuß. Hinter der Website würde die „Agentur für Internet-Forschung“ stehen, die in St. Petersburg stationierte zentrale Schaltstelle der russischen Regierung für Desinformationskampagnen im Ausland.
Trolle
Russland setzt bei der Meinungsmanipulation unter anderem auf „Troll-Farmen“. Das geht auch aus dem Bericht des US-Sonderermittlers Robert Mueller über die russische Einflussnahme bei der Präsidentschaftswahl 2016 hervor. Dabei werden Firmen mit hunderten Mitarbeitern genutzt, falsche Konten bei Facebook – aber auch bei Twitter, YouTube, Reddit und anderen Plattformen – anzulegen. Diese Profile erwecken den Eindruck, US-Bürgern zu gehören. Sie beteiligen sich aktiv und meist sehr provokant an Diskussionen im Netz, um die gewünschte Agenda zu unterstützen. 2016 war das etwa, den damaligen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump zu loben und seine Gegner wie Hillary Clinton zu diskreditieren.
Fake News
Unter anderem mithilfe dieser Konten werden Fake News, Falschnachrichten, verbreitet. Nicht selten handelt es sich dabei um Links zu seriös wirkenden Nachrichtenseiten, die aber faktisch falsche Behauptungen und Gerüchte in die Welt setzen. Teilweise handelt es sich auch um Verschwörungstheorien.
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Um die falschen Informationen stärker zu verbreiten, werden zusätzlich über Scheinfirmen kostenpflichtige Werbeanzeigen auf Facebook, Twitter und Co gekauft. Bei den Online-Plattformen versucht man, das zu verhindern. Sie setzen auch auf Faktenchecks, um die falschen Inhalte zu erkennen und gegebenenfalls zu unterdrücken, oder entsprechend zu markieren.
Troll-Armee des Kreml
Schon 2016 hatte diese Agentur massiv in den US-Wahlkampf eingegriffen. Als die „Troll-Armee des Kreml“ war sie damals bezeichnet worden. Diese Trolle, also fiktive Benutzer, waren in soziale Medien wie Facebook eingeschleust worden, um dort die Meinung Moskaus zu vertreten, aber auch um falsche Anschuldigungen über Trumps Gegenkandidatin Hillary Clinton zu verbreiten. Erst vor wenigen Wochen hat ein Bericht des US-Senats im Detail über die Aktivitäten des Kreml im US-Wahlkampf und die Unterstützung für Trump berichtet.
Vor allem Facebook ist dafür kritisiert worden, dieser Unterwanderung viel zu lange tatenlos zugesehen zu haben. Entsprechend engagiert zeigt das soziale Netzwerk sich jetzt. Die neuen Vorstöße aus Moskau seien vom FBI bereits erfasst worden und würden intensiv untersucht, informierte man ausgewählte US-Medien. Sämtliche Propaganda-Aktivitäten, die aufgespürt wurden, seien inzwischen gestoppt worden.
US-Reporter engagiert
Offensichtlich setzt die Propaganda des Kreml neben den bewährten Trollen auch auf Websites wie Peace Data. Für diese wurden erstmals auch US-Journalisten engagiert. Ahnungslose freischaffende Reporter wurden beschäftigt und mit falschen Informationen beliefert, die diese zu Geschichten machen mussten. So hatte man versucht, den Fehlinformationen den Anstrich der Glaubwürdigkeit zu geben.
Eine Taktik, die Russland in diesem Wahlkampf wohl verstärkt nutzen werde, wie einer der Experten, die die Fälschungen auf Facebook aufgespürt haben, erläutert: „Die Russen versuchen, ihre Aktivitäten besser zu verstecken, hinter mehreren Schichten der Verschleierung.“
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