Es braucht Strafen
Zehn Jahre hat es gedauert, bis sich die Quote auf EU-Ebene durchsetzen ließ. Als eine der Initiatorinnen war die gebürtige Wienerin von Anfang an dabei, und es gab massiven Widerstand. Vor allem Deutschland stand auf der Bremse. „Erst mit dem Regierungswechsel in Berlin, hin zur SPD-geführten Ampel, ist die Blockade gefallen. Ex-Kanzlerin Merkel wollte es nie“, sagt Regner.
Warum eine Quote? Freiwillige Versprechen, die Führungsgremien weiblicher zu machen, hätten bisher zu wenig Erfolg geführt, meint die langjährige EU-SPÖ-Abgeordnete: „Nur wenn es ein verbindliches Recht gibt, tut sich tatsächlich etwas.“
Das beste Beispiel sieht sie in Frankreich, wo eine 40-Prozent-Frauenquote vorgeschrieben sei und strenge Strafen festgesetzt wurden. „Dort wird im Aufsichtsratsgremium die Vergütung nicht ausgeschüttet, wenn das Ziel der 40 Prozent nicht erreicht ist.“ Was schnell zur Folge hatte: In allen französischen Aufsichtsräten sitzen nun mindestens 40 Prozent Frauen mit am Tisch.
Nur 9 Prozent der Vorstände in Österreich sind Frauen
Bis 2026 müssen die Vorgaben der EU erfüllt sein. Welche Sanktionen sonst verhängt werden, entscheidet jeder Staat selbst: In Österreich muss ein frei gewordener Aufsichtsratsplatz etwa leer bleiben, wenn er wieder nicht weiblich nachbesetzt wurde.
Seit fünf Jahren gilt hierzulande eine 30-prozentige Frauenquote in Aufsichtsräten, derzeit liegt die Marke nach Angaben des EY Mixed-Leadership-Barometers bei 30,2 Prozent.
Damit sei schon einiges erreicht worden, sagt Regner, „aber es gibt noch viel Luft nach oben, besonders in den Vorständen“. Von 189 Vorstandsmitgliedern in Österreich sind aktuell nur 17 Frauen – magere neun Prozent. Doch die Tendenz zeigt langsam, aber sicher nach oben.
Kulturänderung nötig
„Wenn es gelingt, die 33 Prozent auch in den Vorständen durchzusetzen, wäre das eine Kulturänderung“, sagt Regner. „Und darum geht es ja, eine kritische Masse an Frauen in Spitzenpositionen zu bringen. Dann können wir auch versuchen, ein Verhältnis von 50 zu 50 anzupeilen.“
Was sich ändern müsse, um mehr weibliche Führungskräfte in die überwiegend männlichen Chefzirkel zu bringen, sind nach Forderung Regners die Aufnahmeverfahren: Seien diese transparent und nachvollziehbar, „verbessert sich auch die Qualität der Unternehmensführung insgesamt.“
Doch daran liegt es nicht allein. Allzu oft sind Familie und Beruf für Frauen in einem Posten, wo 50- bis 60-Wochenstunden als normal gelten, schlicht unmachbar.
Helen Pelzmann, Verantwortliche für die Initiative „Women. Fast Forward“ bei EY Österreich: „Der größte Hemmschuh für Frauen in Führungspositionen ist noch immer das Umfeld. Es fehlen Lenkungsmaßnahmen und Modelle, die es möglich machen, Arbeit und Familie besser zu vereinbaren.“
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