EU-Indien-Abkommen: Sorge um eingeschränkten Zugang zu Generika

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Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen waren 2022 wieder aufgenommen worden

Ärzte ohne Grenzen (MSF) äußert Bedenken hinsichtlich der laufenden Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien, da diese den Zugang zu generischen (chemisch kopierten)  Medikamenten für ärmere Länder erschweren könnten. Laut Melissa Scharwey, MSF-Expertin für den Zugang zu Medikamenten, könnte der Entwurf des Abkommens dazu führen, dass indische Hersteller eine längere Frist einhalten müssen, bevor sie Originalmedikamente von EU-Pharmaunternehmen kopieren dürfen.

Die Befürchtungen basieren auf einem veröffentlichten Entwurf des Freihandelsabkommens. Die EU-Kommission betont jedoch, dass die Lieferung von Arzneimitteln durch die EU-Freihandelsabkommen nicht beeinträchtigt wird und dass die Regeln für geistiges Eigentum fair, ausgewogen und transparent sein müssen. Dies beinhaltet auch Bestimmungen für den Pharmasektor, um Innovationsanreize zu gewährleisten.

Indien als "Apotheke der Welt"

Indien ist bekannt als "Apotheke der Welt" und produziert viele kostengünstige Medikamente für ärmere Länder, die indische Pharmaindustrie hat sich in den letzten Jahrzehnten stark entwickelt und ist heute einer der größten Exporteure von generischen Arzneimitteln weltweit. Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen beziehen hauptsächlich Medikamente von dort, einschließlich HIV-Medikamente.

Aktuell beträgt der Patentschutz für Originalmedikamente laut internationalen Bestimmungen der Welthandelsorganisation (WTO) 20 Jahre. Der Entwurf des Abkommens könnte jedoch ermöglichen, dass EU-Pharmaunternehmen den Patentschutz in Indien um mehrere Jahre verlängern. Dies würde die Nachproduktion von Generika erschweren. Die EU-Kommission stellt klar, dass die Freihandelsabkommen der EU bestehende WTO-Verpflichtungen hinsichtlich geistigem Eigentum nicht ändern.

MSF kritisiert zudem, dass der Entwurf vorsieht, dass Generika-Hersteller vor der Kopie von Originalmedikamenten neue Medikamententests durchführen müssen – ähnlich wie die Originalhersteller. Dies würde den Zugang zu Generika in armen Ländern weiter erschweren.

Seit Jahren bemühen sich die EU und Indien um ein Freihandelsabkommen. Verhandlungen fanden zwischen 2007 und 2013 statt, scheiterten jedoch, wobei die Pharmabranche eine Hürde darstellte. Im vergangenen Jahr wurden die Verhandlungen wieder aufgenommen.

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