Am Donnerstag zog die Regierung die Notbremse, verkündete den Lockdown für ein Drittel der Bevölkerung. Für Kritiker zu spät. Vor allem in der Hauptstadtregion sind die Spitäler heillos überfüllt, gleichzeitig ist sie eines der wichtigsten Wirtschaftszentren des Landes. Dass nur Geschäfte des „täglichen Bedarfs“ geöffnet haben dürfen, trifft den Handel ein weiteres Mal hart. Selbst wenn unter „täglichen Bedarf“ mittlerweile Buchhandlungen, Blumenläden, Schokoladengeschäfte und Schuster fallen.
Dagegen geht Olivier Clodong vor. Der parteilose Bürgermeister von Yerres, eine Stadt am Rande von Paris, rief die Geschäftsleute zum Widerstand gegen die „völlig unverständlichen Maßnahmen“ auf. Am Freitag verabschiedete er ein Dekret, das den Geschäften in seiner Stadt eine weitere Öffnung erlaubt. „Wir zerstören das, was die soziale Verbindung in Städten ausmacht, mit einer Maßnahme, die kein gesundheitliches Interesse hat“, tönte er in Richtung Regierung.
Freilich ist das Dekret gegenüber den Bundesmaßnahmen wirkungslos. Geschäften, die trotzdem öffnen, droht eine Geldstrafe von 135 Euro.
Schärfere Schritte werden auch in Deutschland gefordert: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will bundesweit einheitliche Maßnahmen für Corona-Hotspots.
„Wir haben ein Instrument, das wirkt: die Notbremse. Die muss überall in Deutschland gleich und konsequent angewendet werden“, sagte er gegenüber der FAZ, angesichts der steigenden Infektionszahlen seien weitere Öffnungsschritte sinnlos.
„Wer jetzt die falschen Schritte geht, riskiert, dass aus der dritten Welle eine Dauerwelle wird“, warnte Söder. „Damit könnte sich alles bis in den Sommer hinein verlängern. Daher jetzt lieber konsequent und schneller – auch wenn es noch mal Kraft kostet.“ Die Gesundheitsämter meldeten dem Robert Koch-Institut innerhalb eines Tages 16.033 Neuinfektionen.
Am Montag werden die Ministerpräsidenten der deutschen Bundesländer gemeinsam mit Kanzlerin Angela Merkel über weitere Schritte beraten.
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