Edtstadler auf Sicherheitskonferenz: „Brauchen das Internet, das wir wollen“

Edtstadler auf Sicherheitskonferenz: „Brauchen das Internet, das wir wollen“
Indes berichteten israelische Geiseln von ihrem Martyrium. Österreicher kämpfen für weitere Freilassungen.

„An einem Tag wurde eines der Mädchen in einen anderen Raum gebracht. Als sie wiederkam, konnte ich es in ihrem Gesicht sehen, dass etwas passiert ist. Erst nach ein paar Stunden hatte sie die Kraft, uns zu sagen: ,Er hat mich belästigt’.“ Es ist nur einer von vielen schrecklichen Momenten ihrer Geiselhaft, über die Aviva Sigal am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz berichtet.

Immer wieder ist Schluchzen im Raum des Literaturhauses zu hören, nur wenige Meter vom Trubel der Konferenz entfernt. Auch Adi Shoham, israelisch-österreichische Doppelstaatsbürgerin, ist hier, zusammen mit ihrem Schwiegervater Gilad Korngold. Dessen Sohn und Adis Mann Tal ist nach wie vor in den Händen der Hamas; sie kam beim ersten Geisel-Deal frei.

Edtstadler auf Sicherheitskonferenz: „Brauchen das Internet, das wir wollen“

„Ich esse und schlafe nicht mehr“, sagt Korngold, der seit dem 7. Oktober für die Freilassung seines Sohnes kämpft. Das tut auch Spitzendiplomat Peter Launsky-Tieffenthal, der zwischen Israel, Ägypten und Katar versucht, Shoham durch Verhandlungen freizubekommen – eine Mammutaufgabe, wie er sagt.

Als Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) mit Korngold und Shoham über das Schicksal spricht, ist ihr die Bestürzung deutlich anzusehen. Während Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) mit dem katarischen Premier Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani über das Schicksal Tal Shohams spricht, referiert Edtstadler über ein anderes drängendes Thema – jenes der Künstlichen Intelligenz (KI).

KI-Regulierung

Die Entwicklung positiver Anwendungen – etwa im Bereich der Medizin oder im Kampf gegen den Klimawandel – dürfe nicht gebremst werden. „Uns muss klar sein, dass KI unser Leben drastisch verändern wird – und dabei müssen wir uns auch die möglichen Probleme ansehen“, sagt sie und verweist auf Problemfelder wie Desinformation, Autonome Waffensysteme oder das in China betriebene „Sozialkreditsystem“, bei dem Behörden durch Massenüberwachung und Belohnungen – oder Bestrafungen – gewünschtes Verhalten generieren. Um so etwas zu verhindern, müsse man sich intensiv damit auseinandersetzen, „sodass wir zu jenem Internet kommen, das wir wollen“.

Auf EU-Ebene sind solche Grenzen mit dem „AI Act“ (Verordnung über die Regulierung der Künstlichen Intelligenz) erstmals weltweit geplant. Eine Initiative, die Edtstadler unterstützt. Auf die Einschätzung, dass die EU reguliere, während die USA investierten, entgegnet sie: „In den USA ist die Einstellung dazu natürlich eine andere, doch mit dieser Einstellung allein ist es nicht getan. Ohne Regulierungen könnte sich das rasch rächen, da rasch der Überblick verloren gehen kann. Gleichzeitig wollen wir natürlich, dass auch die Innovation gefördert wird – die Grundrechte müssen jedoch bestehen bleiben.“

Bis es so weit ist, dass etwa auf UN-Ebene Eckpunkte zur Regulierung der KI implementiert werden, sei es aber noch „ein long way to go.“

In puncto Wahlbeeinflussung durch KI tat sich auf der Sicherheitskonferenz durchaus etwas: Führende Technologieunternehmen, unter anderem Google, Meta und Tiktok, verabschiedeten den sogenannten „Munich Accord“, um gegen KI-Manipulation vorzugehen.

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