Drohnenwall und "Schutzschild Ost": NATO-Staaten wollen Grenze zu Russland schützen

3,5 Jahre Haft für einen Ex-Bundeswehr-Offizier, der für Russland spioniert hatte. Ein brennendes Lagerhaus mit Gütern für die Ukraine in Großbritannien, entgleiste Züge in Schweden, versuchte Sabotageakte gegen ein Logistikzentrum und Militäranlagen in Bayern. Elektronische Kampfführung gegen den zivilen Flugverkehr in der Ostsee – all diese Vorkommnisse und einige mehr tragen laut westlichen Geheimdiensten die Handschrift Russlands. Bereits vor der russischen Invasion 2022 war klar, dass der Kreml einen hybriden Krieg gegen Europa führt – derzeit häufen sich die Vorfälle massiv.
Nadelstiche Russlands
Dabei sind Sabotageakte und Spionage nur ein Teil des Schlachtfelds der hybriden Kriegsführung. Neben Migranten, die vom Kreml und dessen Vasallen an die Grenzen von EU-Staaten gebracht werden, testet Moskau in einem weiteren Bereich, wie weit es gehen kann. Vergangene Woche etwa, als das russische Verteidigungsministerium einen Entwurf zur einseitigen Erweiterung seiner Seegrenzen zu Litauen und Finnland veröffentlichte – und später löschte. Einen Tag später entfernten russische Grenzschützer 25 Bojen aus estnischen Gewässern, die die Grenze zwischen beiden Staaten markierten. Es sind kleine Nadelstiche, die aber vor allem bei den baltischen Staaten, Polen und Finnland für Alarmstimmung sorgen.
Gemeinsam mit Norwegen wollen diese fünf Staaten einen „Drohnenwall“ entwickeln, der die Grenze zu Russland schützen soll. Allein Finnland hat einen 1.340 Kilometer langen Grenzverlauf zu Russland. „Das Ziel ist es, Drohnen und andere Technologien zu nutzen, um unsere Grenzen (...) vor Provokationen aus unfreundlichen Ländern zu schützen und Schmuggel zu verhindern", sagte die litauische Innenministerin Agnė Bilotaitė.
2,3 Milliarden Euro für Grenzschutz
Die Grenzen sollen allerdings nicht nur durch Drohnen, sondern auch Drohnenabwehr geschützt werden. Wie weit die Pläne gediegen sind und welche Einzelheiten sie umfassen, ist noch nicht bekannt. Konkreter ist das polnische Programm „Schutzschild Ost“. Vorgesehen sind „Befestigungen, verschiedene Arten von Barrieren, aber auch hochmoderne Luftraumüberwachungssysteme in jedem Parameter und in jeder Höhe" an der Grenze zu Belarus, die auch eine EU-Außengrenze ist.
Das Programm umfasst laut polnischem Verteidigungsministerium Investitionen in Höhe von umgerechnet 2,3 Milliarden Euro. Die Arbeiten an Grenzabschnitten von insgesamt 700 Kilometer Länge sollen bis 2028 abgeschlossen sein.
Die Lehrbücher kennen vier Phasen der hybriden Kriegsführung: Voraussetzungen für Einfluss schaffen, dann diesen ausüben, später Destabilisierung und schließlich das „Niederringen des Gegners“.
Grundsätzlich ist der „hybride Krieg“ ein schwammiger Begriff, da die Möglichkeiten, ihn zu führen, mannigfaltig sind. Von Desinformationsplattformen, die gezielt Ängste der Bevölkerung und Fehler ihrer Regierungspolitiker befeuern über Cyberangriffe und Sabotageakte bis hin zu Spionage findet sich eine breite Palette im Arsenal der Akteure.
Kommentare