Gesundheitsminister Rudolf Anschober erwartet eine Antwort bis Sonntag, „ob für diese Gruppe die Vorlage ergänzender Studien, die noch im Februar geplant sind, vor einer Verwendung des Impfstoffes für diese Altersgruppe abgewartet werden soll.“ Auf Anfrage des KURIER sagte er auch, „dass die Entscheidungen des Nationalen Impfgremiums am Montag mit den Landeshauptleuten diskutiert wird“.Beim Astra-Zeneca-Mittel handelt es sich um einen Vektor-Impfstoff, der in zwei Dosen verimpft wird. Der Abstand zwischen den beiden Impfungen soll, so die EMA „zwischen vier und 12 Wochen betragen“.
Doch Europas Hoffnungen auf schnelle Impferverläufe sind Schall und Rauch, seit Astra Zeneca vor einer Woche plötzlich verkündete: Lieferprobleme – 60 Prozent der versprochenen Dosen würden im ersten Quartal nicht kommen. Auf Österreich umgelegt: Statt erwarteter zwei Millionen Dosen sind nun nur 600.000 zu erwarten. Für die gesamte EU: statt 80 Millionen nur 31 Millionen Dosen.
Seither tobt zwischen der EU-Kommission und Astra Zeneca offener Impfstoffkrieg.
„Es gibt verbindliche Bestellungen und der Vertrag ist glasklar“, sagte Kommissionschefin Ursula von der Leyen gegenüber dem Deutschlandfunk. Im Vertrag seien die exakten Liefermengen für das erste, zweite und dritte Quartal genannt.
Gestern wurde der bis dahin geheime Vertrag schließlich veröffentlicht. Die wichtigsten Passagen sind dabei allerdings geschwärzt. Dennoch sieht der haushaltspolitische Sprecher der Grünen im EU-Parlament, Rasmus Andresen, die EU-Kommission im Recht: „Die dreisten Behauptungen von Astra-Zeneca-Boss Soriot werden durch die Vertragseinsicht weitgehend entkräftet. Astra Zeneca ist in der Pflicht, den Vertrag zu erfüllen.“
Noch immer ist unklar, warum der Pharmakonzern so extrem hohe Lieferausfälle hat. Und noch immer schwebt der unausgesprochene Verdacht im Raum, der Konzern könnte Millionen Dosen an Drittstaaten – und zu höheren Preisen verkauft haben. Astra Zeneca weist dies kategorisch zurück.
Doch in der EU packt man nun ganz andere Waffen aus: Pharmakonzerne müssen ab sofort ihre Ausfuhren aus der EU im Voraus anmelden – und könnten dann notfalls sogar gestoppt werden. Das zielt besonders auf mögliche Exporte nach Großbritannien ab. Denn das Ex-EU-Land hatte offenbar zuletzt sehr wohl Millionen Impfstoffdosen von Astra-Zeneca-Fabriken in der EU erhalten.
Mit diesen Exportkontrollen soll sicher gestellt sein, dass die benötigten Impfstoffe innerhalb Europas bleiben. „Leider handeln nicht alle Pharmaunternehmen im Geiste voller Transparenz“, sagte EU-Kommissionsvizechef Valdis Dombrovskis. Generelle Exportbeschränkungen oder Exportverbote für Impfstoffe schloss er aus.
Doch auch mit zunehmendem Druck Europas auf Astra Zeneca und auch nach der Zulassung des Corona-Impfstoffes bleibt das Problem das alte: Es gibt in Europa zu wenig Impfstoff. Alle drei Unternehmen, deren Mittel in der EU verimpft werden dürfen, kämpfen mit Lieferschwierigkeiten. Als erstes EU-Land will Ungarn deshalb nicht länger warten und bestellte nicht nur russischen, sondern auch chinesischen Impfstoff. Auch in Tschechien wird überlegt, zusätzlich auf russisches Serum zu setzen.
Kommentare