Dritte Corona-Impfung ab September - Deutschland macht Tempo

Vial labelled "Pfizer BioNtech coronavirus disease (COVID-19) vaccine" placed on a displayed EU flag is seen in this illustration picture
"Wir gehen vorbereitet in den Herbst", heißt es aus Berlin. Was bedeutet der Vorstoß für das Pandemie-Management anderer Länder?

Lange Zeit galt Deutschland nicht als Geschwindigkeitsweltmeister in Sachen Corona-Impfung, das Pandemie-Management in der Bundesrepublik galt zwar prinzipiell als ordentlich, aber auch eher als konservativ. Das scheint sich nun bei der dritten Impfung gegen das Covid-19-Virus zu ändern.

Wie am Montag beim Treffen der Gesundheitsminister von Bund und Länder beschlossen wurde, will man im September mit der dritten Auffrischungsimpfung landesweit starten. Damit sollen besonders vulnerable Gruppen vor dem Herbst und Winter geschützt werden, wie Gesundheitsminister Jens Spahn betonte: "Denn für sie ist das Risiko eines nachlassenden Impfschutzes am größten." Der Vorsitzende der Länder- Gesundheitsminister, Klaus Holetschek (CSU) aus Bayern, sagte: „Wir gehen vorbereitet in den Herbst.“

In allen Fällen soll die Auffrischungsimpfungen frühestens sechs Monate nach der erstmaligen Herstellung des vollständigen Impfschutzes erfolgen. In einer Meldung von Biontech/Pfizer hieß es dazu: „Wie anhand der vom israelischen Ge­sund­heits­mi­nis­terium erhobenen Daten aus der praktischen An­wen­dung bereits deutlich wurde, sinkt die Schutzwirkung des Impfstoffs gegenüber Infektionen und sympto­matischen Erkrankungen sechs Monate nach der zweiten Impfung.“ Bei einer laufenden Studie zu einer dritten Impfung  seien "ermutigende Daten" zu beobachten.

Kreuzimpfungen angestrebt

Den Booster erhalten sollen zunächst Höchstbetagte, Pflegebedürftige sowie Patienten mit Immunschwäche oder Immunsuppression. Verimpft werden soll prinzipiell mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer oder Moderna - auch an jene Menschen, die zuvor mit Johnson&Johnson oder Astra Zeneca immunisiert worden sind.

Der Vorstoß von Deutschland, der größten Wirtschaft in der Europäischen Union, könnte beispielgebend sein für andere Nationen. Vor allem die ansteckendere Delta-Variante hat nun viele Länder dazu veranlasst, aufs Tempo zu drücken. Israel, bis heute einer der Impfweltmeister, hat bereits in der Vorwoche damit begonnen, Auffrischungsimpfungen für Über-60-Jährige anzubieten. Frankreich tut Ähnliches, allerdings nur bei Personen, deren Immunsystem nachweislich geschwächt ist.

Die Briten, die in Europa dank Astra Zeneca an erster Stelle beim Impffortschritt stehen, wollen ebenfalls ab September die dritte Impfung anbieten. Dort fehlt allerdings noch die Genehmigung vonseiten der Regierung in London.

In Schweden wird im nächsten Jahr dem Großteil der Bevölkerung voraussichtlich eine Auffrischdosis einer Corona-Impfung angeboten. Der Umfang sei derzeit aber noch unklar und hänge unter anderem von möglichen neuen Virusvarianten sowie davon ab, was Studien über die Schutzwirkung der Impfstoffe im Laufe der Zeit zeigen, teilte die Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten am Dienstag mit. Bestimmte Risikogruppen könnten möglicherweise schon in diesem Herbst eine dritte Impfdosis erhalten.

„Die Einschätzung ist, dass es nicht möglich ist, das Virus auszurotten“, erklärte der schwedische Staatsepidemiologe Anders Tegnell. „Deshalb sollte die Impfarbeit langfristig angelegt und auf die Verringerung von schweren Erkrankungen und Todesfällen ausgerichtet sein.“ Seine Behörde geht davon aus, dass der Zugang zu Impfstoffen langfristig im Laufe der Jahre gut sein wird.

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