Die unrühmliche Rolle von Investor Pecina in Orbáns Medienkrieg

Eine orban-kritische Zeitung wird eingestellt – Heinrich Pecina, der österreichische Eigentümer, kommt aber an anderer Stelle zu einem lukrativen Zug.

Nach dem jähen Aus für die regierungskritische ungarische Tageszeitung Népszabadság – der KURIER berichtete – richtet sich die Wut ihrer Mitarbeiter und Leser nicht nur gegen Premier Viktor Orbán. Vorwürfe wurden laut, seine regierende Fidesz-Partei habe das Blatt durch die Totalblockade staatlicher Inserate sowie den Druck auf private Inserenten gleichsam ausgetrocknet. Im Schlaglicht steht auch der Eigentümer, die Mediaworks AG, und deren Besitzer, der österreichische Investmentbanker Heinrich Pecina.

Die unrühmliche Rolle von Investor Pecina in Orbáns Medienkrieg
APA7220584-2 - 14032012 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT II - Der Chef des Investmenthaus Vienna Capital Partners Heinrich Pecina am Mittwoch, 14. März 2012, anl. einer Sitzung des Korruptions-U-Ausschusses im Parlament in Wien. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Der Mehrheitseigentümer des Wiener Finanzinvestors Vienna Capital Partners (VCP) saß am Montag zwar erste Reihe fußfrei – aber auf der Anklagebank im Straflandesgericht Klagenfurt. Im Mittelpunkt dieses Untreue-Verfahrens steht eine gutachterliche Stellungnahme, die Pecina im Zusammenhang mit einem Anteils-Verkauf der Hypo Alpe Adria Bank an die BayernLB erstellte – für Ex-Hypo-Banker Wolfgang Kulterer & Co.

Mit diesem Gutachten soll eine Ausschreibung durch die Kärntner Landesholding "umgangen" worden sein. Um das Honorar gab es später Differenzen, eine Klage stand im Raum. Letztendlich einigte man sich, und Pecina legte drei Scheinrechnungen in Höhe von insgesamt 4,3 Millionen Euro. "Ich habe mich dann leider dazu entschlossen, den bequemeren Weg zu gehen und den Vorschlag zu akzeptieren, was ich bis heute sehr bereue", gestand Pecina im Juli vor Gericht ein.

Der passionierte Jäger Pecina machte einst Karriere beim Wiener Creditanstalt Bankverein. Von 1990 bis 1997 leitete er die Creditanstalt Investment Bank (CAIB). Anfang 2001 ging er bei der kroatischen Schifffahrtsgesellschaft Tankerska an Bord, seine VCP übernahm damals 60 Prozent der Anteile. Laut Firmenbuch mischte er jahrelang im Rohstoff-Geschäft mit, darunter im Gas- und Ölhandel.

Einstieg in Ungarn

Im Frühjahr 2014 übernahm Pecina dann vom Schweizer Medienhaus Ringier die ungarische Firma Mediaworks AG mit der Tageszeitung Népszabadság, dem Wirtschaftsblatt Világgazdaság, der Sportzeitung Nemzeti Sport sowie weiteren Regionalzeitungen und eine Druckerei.

Vor vierzehn Tagen kaufte die Mediaworks AG dann zusätzlich noch den ungarischen Verlag Pannon Lapok Társasága (PLT) mit zwölf regionalen Zeitungen und 1150 Mitarbeitern. Das Interessante dabei: Bis vor Kurzem wäre diese Übernahme wettbewerbsrechtlich untersagt gewesen. Nun aber, so vermuten Kritiker des Deals, habe die Regierung Orbán plötzlich grünes Licht gegeben – für einen Gegenzug: Die lästige, regierungskritische Nepszabadsag müsse verstummen. Vielen anderen kritischen Medien hat die Fidesz-Regierung längst den Schneid abgekauft; durch Übernahmen (Sender TV2), Deals (RTL Klub), das Einstellen von Inseraten etc.

Eine Bilanz der Mediaworks AG liegt nicht vor. Dafür ein Jahresabschluss der operativen Tochter Mediaworks Publishing and Printing Ltd. (300 Mitarbeiter). Sie machte 2015 umgerechnet knapp 30 Millionen Euro Umsatz, aber fuhr mehr als zwei Millionen Euro Verlust ein.

Der Belegschaft der Népszabadság bleibt das Ende ihres Mediums dennoch ein Rätsel. Trotz erheblicher Auflagenrückgänge war die Redaktion erst vor drei Wochen in ein modernes Gebäude umgezogen. Am Samstag hätte die Einweihung gefeiert werden sollen – Freitagabend wurde das Blatt eingestellt.

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