Die Ewige Stadt ersteht wieder auf: Lockerungen in Italien
von Mariella Kraus aus Rom
Mehr als 30.000 Tote, zehn Wochen Lockdown – das Coronavirus traf Italien mit voller Wucht. Doch mit dem Ende des Lockdowns wird Rom wieder lebendig. Der 18. Mai bedeutet für viele Römer ein neues Gefühl der Freiheit.
Heruntergelassene Rollläden, verschlossene Türen und einsame Stille sind ab sofort nur mehr eine Erinnerung. In den vergangenen Wochen wirkten Roms Straßen trostlos und verlassen, doch seit Montagmorgen ist durch das neue Gesetzesdekret des Ministerpräsidenten der vollständige Eintritt in die "Phase 2" möglich.
Mercurio, der freundliche Besitzer des Cafés "Ci Piace" in der Via Gregorio VII, nahe dem Petersdom, freut sich nach der langen Durststrecke wieder über etwas Gesellschaft. Nachdem die Kaffeebar zehn Wochen geschlossen war, ist sie ab sofort unter Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen (Abstand zwischen Besuchern: ein Meter, Maskentragen beim Betreten) wieder frei zugänglich.
Neu im Café sind die Bodenmarkierungen, die darauf hinweisen, an welchem Platz der Gast an der Bar seinen Stehkaffee genießen kann. "Der Espresso in der Bar ist mit dem Kaffee Zuhause nicht zu vergleichen, habe ich recht?" sagt er amüsiert mit Blick auf die zufriedenen Gesichter seiner Kunden. "Hier in Rom wird das Geschäft bald wieder laufen", bemerkt er zuversichtlich und ergänzt, dass er in Kalabrien zusätzlich für eine Hochzeitsvilla exklusiv ein Catering betreibt.
"Die Situation dort ist mit Rom nicht vergleichbar. Bis heute habe ich 101 Absagen erhalten. Es ist eine Tragödie."
Erste Frühmesse
In aller Munde ist an diesem Tag auch die Frühmesse von Papst Franziskus im Petersdom anlässlich des 100. Jahrestags der Geburt von Papst Johannes Paul II. Diese Messe gilt als Auftakt für die Öffnung der Basilika St. Peter im Vatikan sowie in Folge aller Kirchen Italiens.
An der Bushaltestelle in der Via Porta Cavalleggeri geht es diszipliniert zu, die Distanz wird gewahrt.
Ein Bus nähert sich und fährt ohne anzuhalten, weiter. Verwundert sehen sich die Menschen an, doch ein Blick in den Bus verrät, dass in diesem Verkehrsmittel die Fahrgastanzahl ihr Limit erreicht hat. Die Regionalverordnung sieht vor, dass Busse nur die Hälfte der Fahrgäste aufnehmen können, für die sie zugelassen sind. Der nächste Bus bleibt stehen, beim Einstieg läuft alles glatt.
Im Viertel Trastevere sind nicht alle Ladenbesitzer glücklich. Die letzten Vorbereitungsarbeiten für die Wiedereröffnung laufen, die Stimmung ist leicht angespannt. Restaurantbetreiber haben durch die Beschränkungen im Gastronomiebetrieb die Angst, Kosten zukünftig nicht decken können. Um die Anzahl der Tische nicht reduzieren zu müssen, setzen einige Restaurants zur Abgrenzung der Gäste Wände aus Plexiglas ein.
Spaziergänger freuen sich über das Getümmel in dem beliebten Viertel. "Wie schön ist es, nach so vielen Wochen zu beobachten, wie die Stadt aus ihrem tiefen Schlaf erwacht", sagt eine Passantin. Sorgen sind vorhanden, aber dass es mit Hoffnung wieder aufwärts geht, ist spürbar.
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