Brexit, Covid und die Briten singen: "Always look on the bright side of life"
"Always look on the bright side of life“. Der Monty Python-Song schien heuer so manchen Briten durch den Kopf zu gehen, wenn Engpässe drohten.
Denn trotz einer scheinbar ständig wachsenden Liste an Versorgungsproblemen wegen Brexit und Covid – von Sorgen um Weihnachtsklassiker bis hin zur Benzinkrise – war auf der Insel eines nie Mangelware: britischer Humor.
Fisch statt Truthahn
Eine große Portion davon half etwa beim Verdauen von Schlagzeilen, dass die im Vereinigten Königreich zu den Festtagen servierten Truthähne ausgehen und ein Fischerei-Streit mit Frankreich eskalieren könnte. „Wir haben Truthahn-Mangel, aber Fisch-Überschuss“, zelebrierte Dan auf Twitter die Ironie. „Es sieht nach Fish & Chips zu Weihnachten aus“. Auch Al gab einer Alternative zum traditionellen Vogel seinen Segen: „Dann hab ich halt Curry. Das ist der einzige Brexit-Bonus“.
Scherz war auch Trumpf, als Anfang Dezember die nicht so Frohe Botschaft eintraf, dass wegen fehlender Lkw-Fahrer und Fabrikarbeiter ein anderer festlicher Klassiker, nämlich „gammon“, Weihnachtsschinken oder -braten, knapp werden könnte. Sehr wohl im Angebot gab es da aber ein Wortspiel, das sie sich vor allem Fans der EU und der Opposition im Londoner Parlament auf der Zunge zergehen ließen. Denn „gammon“ ist in Großbritannien auch ein abschätzig gemeinter Ausdruck für Brexit-Befürworter. „Wissenschafter müssen noch das Geheimnis dieses Gammon-Paradoxons lüften, bei dem ein Überschuss daran einen Mangel verursacht“, scherzte Thomas über die schöne Bescherung. Robin hatte einen Kalauer zum Brexit-Referendum parat: „Schade, dass wir 2016 keinen Gammon-Mangel hatten“.
Auf dem Trockenen
Unterdessen wurden Briten, die zur stillen Nacht tiefer ins Glas schauen wollen, immer wieder vor drohender Alkohol-Knappheit gewarnt. Als Ersatz für fehlende Lkw wurde dann ein „Wine-Train“ eingeführt. „Als ich Weinzug las, dachte ich zuerst, dass es sich um eine normale Freitagabend-Abfahrt von Marylebone“ handelt, amüsierte sich Keith. Das sei nämlich eine der Londoner Stationen, bei der es einen „sehr günstig gelegenen“ Supermarkt gäbe.
Da Mangel heuer zum britischen Alltag gehörte wie sonst die Pint Bier mit Freunden, startete ein Pub in Blackburn eine augenzwinkernde Guerilla-Marketing-Aktion. Es stellte folgendes Schild auf: „Beer shortage soon – panic buy here“, also: „Bald Bier-Knappheit – hamstern Sie hier“.
Ein TV-Reporter wurde mit Updates von der Benzin-Krise zum Star. Denn Phil McCann klang für viele Briten wie „Fill my can“, also „füll meinen Kanister“. „Für diesen Moment ist er geboren“, witzelte Jon. Und Claire meinte, der rasende Reporter sei jetzt Teil in der „Ruhmeshalle“. Sie teilte Fotos von anderen Leuten mit zu ihrem Spezialgebiet passenden Namen bei TV-Auftritten, etwa dem Polizisten Rob Banks, dessen Name an Bankraub erinnert.
Braunkohle für Boris
Weniger gut kommt Premier Boris Johnson weg. Ihm gebühre statt Weihnachtsfrieden und toller Geschenke nur eine traditionelle Gabe für unartige Kinder. „Ich denke, Boris Johnson hat eine Ladung Kohle verdient!“
Kommentare