„Dealmaker“: Wie Donald Trump weltpolitisch pokert

Unter vier Augen versucht der US-Präsident, das Problem mit Nordkorea und seinen Atomwaffen zu lösen.

Donald Trump lobt sich grundsätzlich gerne selbst, für fast alles. Eine seiner eigenen Fähigkeiten aber begeistert den Präsidenten nachhaltig: das Geschäftemachen. „Ich bin ein großartiger Dealmaker“, hat er erst kürzlich wieder per Twitter der Welt bestätigt. An diesem Dienstag wollte er es in Singapur vor der ganzen Welt beweisen: Diktator Kim soll auf sein Atomprogramm verzichten – gegen eine Art Garantie für sein politisches Überleben.

Für Trump ist das Gespräch von Weltenlenkern unter vier Augen mehr als ein Beweis seines vermeintlich größten Talents. Es ist ein Leben lang sein Credo gewesen, als Geschäftsmann und heute als US-Präsident. Trump hält nichts von all den internationalen Institutionen, Foren und Konferenzen, auf denen in tage- und wochenlanger Feinarbeit ein Konsens gesucht wird, mit dem alle Beteiligten zumindest leben können.

Gerade im pazifischen Raum, wo sein Vorgänger Obama mühsam versucht hatte, die USA wieder als wichtigen Spieler zu etablieren, zerschlug er bewusst und lautstark viel Porzellan. Auf dem APEC-Gipfel Ende 2017 meinte er, für ihn käme „Amerika zuerst“, aber er lade jeden, für den sein eigenes Land ebenfalls zuerst komme, ein, sich mit ihm an einen Tisch zu setzen und zu verhandeln. Es blieb China überlassen, sich auf diesem Gipfel in Vietnam für multilaterale Zusammenarbeit und für freien Welthandel einzusetzen. Eigentlich Themen, die die westliche Führungsnation USA seit ihrer Gründung für sich beansprucht.

Doch Trump, wie auch der deutsche US-Experte Josef Braml kürzlich im KURIER deutlich machte, hält nichts von langfristigen Partnerschaften und Bündnissen. Für ihn besteht die Welt aus Rivalen, die gegeneinander antreten würden, quasi Mann gegen Mann.

Als Geschäftsmann, so betont Trump gerne, wäre das sein Erfolgsprinzip gewesen. Doch so erfolgreich war dieses Erfolgsprinzip nicht. Immerhin hat er – je nach Betrachtung – zwischen vier und sechs Konkurse in seiner Karriere hingelegt. Auch Trumps Beziehungen zu Russland, die ja seine Präsidentschaft zunehmend überschatten, ist Folge dieser Konkurse. Als ihm irgendwann US-Banken keine Kredite mehr geben wollten, sprangen die Russen oder Kasachen ein.

Riskante Pläne

Auch weltpolitisch ist Trump nachhaltige Erfolge vorerst schuldig geblieben. Der riskante Plan, China und Europa mit der Verhängung von Strafzöllen einmal ordentlich vor den Karren zu fahren, hat einiges in Bewegung gesetzt. Ob Trump aber damit sein Versprechen einlösen kann, den Amerikanern gerechtere Spielregeln beim Welthandel und damit Arbeitsplätze zu erkämpfen, wird sich erst weisen. Viele Experten sind skeptisch. Die bilateralen Abkommen, die die US-Wirtschaft weltweit voranbringen sollen, beschränken sich vorerst auf Länder wie Vietnam. Die westlichen Industriestaaten hat Trump eben erst durch seinen Auftritt beim G-7-Gipfel in Kanada nachhaltig verärgert. Diese drohen nun offen ihre multilaterale Partnerschaft ohne die USA fortzusetzen.

Trump hat also vorerst mehr Deals zerschlagen, als neue abgeschlossen. Auch das Atom-Abkommen mit dem Iran ist seiner oft sprunghaften Art, politische Entscheidungen zu treffen, zum Opfer gefallen. Jetzt müssen sich die Europäer entscheiden, ob sie sich dem wirtschaftlichen Druck aus den USA beugen, oder doch versuchen, das Atomabkommen ohne die USA aufrechtzuerhalten.

Das Vertrauen in die USA als verlässlicher Partner ist aber in jedem Fall nachhaltig beschädigt. Trump scheint das vorerst nicht zu stören, mit schlechtem Ruf hat er schon als Geschäftsmann leben gelernt.

Vor dem Treffen zwischen Trump und Kim

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