Corona-Konflikt: Johnsons nicht mehr so Vereinigtes Königreich

Eisige Stimmung: Johnson beim Treffen mit Nicola Sturgeon
Der Premierminister stößt mit seinen ersten Lockerungen überall auf Ablehnung, vor allem bei den Schotten.

Eigentlich sollte es ja eine frohe Botschaft sein, die Premierminister Boris Johnson in der Vorwoche seinen Landsleuten verkünden wollte. In einer TV-Ansprache erklärte der Regierungschef, der ja selbst eine schwere Covid-Erkrankung überstanden hatte, die ersten Lockerungen für das Leben in Großbritannien. Die Briten dürften wieder Tennis und Golf spielen und sich auch gerne mit einem Freund treffen, der nicht im selben Haushalt wohnt.

Wachsam bleiben

Um das Ganze in einen leicht zu merkenden Slogan zu verpacken, meinte der Premierminister, nach den Wochen unter dem Motto "Bleiben Sie zu Hause" gelte ab jetzt "Bleiben Sie wachsam". Das aber kam in den anderen Landesteilen des ohnehin chronisch zerstrittenen Vereinigten Königreichs gar nich gut. Leichtsinn sei das, meinte Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon.

Corona-Konflikt: Johnsons  nicht mehr so Vereinigtes Königreich

Kuchen mit schottischer Fahne zur Jause: Nicola Sturgeon

 

Die Chefin der schottischen Nationalisten der SNP, die ja ohnehin Schottland so rasch wie möglich aus dem jahrhundertealten Bündnis mit England herausholen will, weigerte sich schlicht, die neuen Lockerungen aus London in Schottland umzusetzen.

"Katastrophal"

Sie seien "katastrophal" für Schottland, vor allem da diese neue Botschaft "vage und unpräzise" sei. Den Grund für den Unmut, der da in Edinburgh hochkochte, machte dann ein enger Vertrauter Sturgeons deutlich: Johnson habe entgegen der bisherigen guten Zusammenarbeit die neuen Maßnahmen einfach nicht abgesprochen, "es scheint, als habe er einfach für das gesamte Vereinigte Königreich gesprochen". 

Auch in Wales bleibt alles zu

Traditionell weniger streitlustig mit London sind die Waliser, doch auch dort lehnte man die neuen Regeln ab und erklärte, die "Bleiben Sie zu Hause"-Botschaft bleibe weiter gültig. Auch in Nordirland wil man nichts riskieren und pfeift auf die Änderungen. Johnson reagierte merklich resigniert, er könne ja verstehen, meinte er einem Gastkommentar für die Zeitung Mail on Sunday", dass "viele Leute über die neuen Regeln frustriert sind, aber das ist eben ein Weg, den dieses Land nie zuvor beschritten hat."

Unwillen auch in England

Inzwischen aber sind es nicht nur die nördlichen Nachbarn, die dem Premierminister in die Parade fahren, auch in England selbst, wo man eigentlich auf London hört, wollen vor allem einige der von der Pandemie schwer getroffenen Regionen nicht auf Johnsons neuen Kurs schwenken. So hat Hartlepool im Nordosten Englands erklärt, die Schulen nicht wie von London vorgesehen am 1. Juni aufzusperren. Das sei wegen der weiterhin hohen Ansteckungsrate zu riskant.

Kein Urlaub in Wales

Da die Sommersaison vor der Tür steht kommt der Widerstand der Schotten und Waliser vielen Engländern besonders ungelegen, haben doch viele schon verlängerte Wochenenden in Wales am Meer geplant. Das daraus ganz sicher nichts, machen die walisischen Nationalisten von der Partei Plaid Cymru deutlich. Die Engländer sollten nur ja zu Hause bleiben: "Reden wir nicht lange herum. Wer momentan von England nach Wales reist, ohne einen triftigen Grund, wird verhaftet."

 

Kommentare