China beendet nach Gewaltdrohung Militärmanöver um Taiwan
China hat seine Militärübungen um die Insel nach rund einer Woche vorerst für abgeschlossen erklärt. Man habe "verschiedene Aufgaben erfolgreich erledigt", teilte das östliche Kommando der Volksbefreiungsarmee am Mittwoch mit. Durch gemeinsame Militäroperationen der Streitkräfte im See- und Luftraum sei die Kampffähigkeit der Armee "effektiv getestet" worden. Zuvor hatte Peking nochmals mit einer gewaltsamen "Wiedervereinigung" gedroht.
Veränderungen der Situation in der Meerenge Taiwanstraße würden jedoch weiterhin großer Aufmerksamkeit geschenkt werden. So seien "regelmäßigen Patrouillen" geplant. Auch sollen weiterhin militärisches Training und andere Vorbereitungen erfolgen. Das Militär werde die Souveränität und territoriale Integrität Chinas "entschlossen schützen", hieß es.
Als Reaktion auf einen Taiwan-Besuch der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, hatte China seit vergangener Woche großangelegte Militärübungen rund um die Inselrepublik durchgeführt und dabei auch eine mögliche Eroberung der Insel geübt. Ursprünglich war angekündigt worden, dass die "Kampfübungen" am Sonntag enden sollten, doch wurden sie überraschend verlängert. Bei den Manövern schoss China auch ballistische Raketen in Richtung Taiwan ab, von denen nach Berichten eine sogar erstmals direkt über Taiwan flog. Als Reaktion auf die Manöver schickte Taiwans Militär Flugzeuge, Warnungen über Funk, mobilisierte Raketenabwehrsysteme und feuerte Leuchtgeschosse ab.
Schiffverkehr gefährdet
Eine mögliche militärische Zuspitzung des Taiwan-Konflikts könnte nach Einschätzung von Sebastian Kummer, Transportwirtschaftsexperte an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU), auch zu Einschnitten im globalen Handel führen. Beeinträchtigt wären vor allem die Schifffahrt bzw. die stark frequentierten Schifffahrtsrouten in der Region, so Kummer gegenüber der APA. Als "wahrscheinlichstes Szenario" sieht er eine Blockade der wichtigen Taiwanstraße zwischen China und der Insel. Durch die Taiwanstraße fährt fast die Hälfte aller Containerschiffe weltweit, wie zuletzt eine Analyse der Finanznachrichtenagentur Bloomberg für die ersten sieben Monate des Jahres ergab.
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