Borrell unter Beschuss: Diplomatischer Schwächekollaps der EU

EU-Außenbeauftragter Josep Borrell
Für seinen verunglückten Moskau-Besuch musste sich EU-Chefdiplomat im EU-Parlament böse Kritik anhören. Schuld an der Blamage trägt er aber nicht allein

Josep Borrell kann auch anders: Als ein Journalist den damaligen spanischen Außenminister mit bohrenden Fragen beim Radiointerview nervte, stand Borrell auf, brach das Interview kurzerhand ab und fauchte: Der Journalist möge „weniger parteiisch fragen“. Genau so hätte der 74-jährige Spanier auch am Freitag in Moskau reagieren sollen, sagt der grüne EU-Abgeordnete Thomas Waitz: „Borrell hätte die Pressekonferenz abbrechen und gehen müssen.“
Das Problem dabei: Borrells Gegenüber war Russlands wortgewaltiger Außenminister Sergej Lawrow. Und Borrell vertrat nicht Spanien, sondern als EU-Außenbeauftragter die gesamte Europäische Union. Umso schwerer wiegt die Demütigung und der Affront, den Lawrow dem europäischen Chef-Diplomaten zufügte: Er blamierte die gesamte EU. Aber die, so sagte Lawrow trocken, sei ohnehin „für Russland kein zuverlässiger Partner“.

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