Man nennt ihn den „Notfallplan der Familie der Afroamerikaner“. Sein Name taucht überall dort auf, wo ein Schwarzer von Polizisten oder selbst ernannten Ordnungshütern getötet wird. Benjamin Crump hat Dutzende solcher Fälle übernommen, auch jene, die Ausgangspunkte der „Black Lives Matter“-Bewegung waren.
Zu seinen Klienten zählen die Familien von Trayvon Martin, jenem 17-Jährigen in Florida, der 2012 am Heimweg von einem Shop von einem „Nachbarschaftswächter“ getötet wurde; von Michael Brown, dem 18-Jährigen, der 2014 in Ferguson, Missouri, von einem Polizisten erschossen wurde, den er vorher angegriffen hatte; von Armand Arbery, dem 25-Jährigen, der vergangenen Februar beim Joggen von zwei weißen Männern erschossen wurde; von George Floyd, jenem 46-Jährigen, der im Mai von Polizisten getötet wurde – und nun auch die Familie von Jacob Blake, jenem Mann, der am Sonntag die Schüsse eines Polizisten in Kenosha nur schwer verletzt überlebte.
Einen „Völkermord“ nennt Crump das Töten von schwarzen US-Amerikanern. Crump selbst sieht sich als Anwalt und als Bürgerrechtler – und als Stimme der Ermordeten. Annehmen kann der 50-Jährige nur noch die schockierendsten Fälle, sagte er vor einiger Zeit der Washington Post. Für jeden angenommenen Fall muss er Dutzenden potenziellen Klienten eine Absage erteilen.
Populär wurde er, weil er in Communities und Kirchen präsent ist und das Rampenlicht nicht scheut. Bei Auftritten der Witwen, Geschwister oder Mütter von Getöteten steht er ernst daneben. Auch bei den Floyds.
„Es erstaunt mich nicht, dass das im Jahr 2020 passieren kann“, sagte er in Bezug auf George Floyds Tod. Nur mit äußerster Kraft könnten Schwarze in Amerika Gerechtigkeit erfahren. „Ich habe das Gefühl, mir läuft die Zeit davon.“
Netflix filmt mit
Der bekannte schwarze Prediger und Bürgerrechtler Al Sharpton nannte Ben Crump „Justizminister der Schwarzen“, und zwar „weil es sich so anfühlt, als hätten wir keinen“.
Doch während sein Team auf zivilrechtlicher Ebene einen Erfolg nach dem anderen erzielt und damit gutes Geld macht, stößt er auf strafrechtlicher Ebene oft an juristische und gesellschaftliche Grenzen, was ihm auch Kritik aus den eigenen Reihen beschert. Doch Komiker Rickey Smiley nahm ihn kürzlich in Schutz: „Er tut das Richtige. Wenn wir keine Gerechtigkeit erfahren, dann ist es nicht Crumps Schuld, sondern die des Staatsanwalts.“
Längst wurden US-Filmemacher auf den Anwalt aufmerksam. Demnächst soll es eine Netflix-Doku über ihn geben. Gedreht wird bereits. Aus Ben Crump wird vor laufender Kamera eine Ikone gemacht. „Wir kreieren Inhalte für soziale Gerechtigkeit“, sagt Crump, der sich sicher ist, dass es nie zu viel Rampenlicht für seinen Kampf geben kann. KKS
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