Atommüll: Deutschland sucht eine Lagerstätte für die Ewigkeit

Exploration mine for nuclear waste storage in Gorleben taken out of consideration
Gorleben ist raus, 90 andere Regionen gelten als geeignet

Traktoren, die nach Hannover rollen, Sitzblockaden auf Gleisen, brennende Strohballen – Gorleben im niedersächsischen Wendland war jahrzehntelang Mittelpunkt des Anti-Atom-Protests. Begonnen hatte alles 1977 mit der Ankündigung des damaligen CDU-Ministerpräsidenten Ernst Albrecht, dort ein „nukleares Entsorgungszentrum“, bestehend aus Zwischenlager, einer Wiederaufarbeitungsanlage und einem Endlager für Atommüll einzurichten.

Am Ende wurde es nur ein oberirdisches Zwischenlager, doch die Angst unter den Gegnern in und nahe der 644-Einwohner-Gemeinde ist geblieben: Bis heute ist kein Endlager für die Tausenden Tonnen radioaktiven Müll gefunden. 2022 soll der letzte Reaktor vom Netz gehen, 2031 will man einen Standort gefunden haben, wo radioaktives Material schlummern soll. In Gorleben wird das jedenfalls nicht sein, wie die Bundesgesellschaft für Entsorgung (BGE) am Montag mitteilte: Der Standort sei ob der vielen alten Bergwerke ungeeignet.

Aufschrei in Bayern

Dafür weisen andere Orte günstige geologische Voraussetzungen auf, wo der Atommüll auf eine Million Jahre sicher unter der Erde verwahrt werden kann. Ton, Salz, Kristallin, besonders Granit, eignen sich als Wirtsgestein. Und davon gibt es viel in Niedersachsen und Bayern, die laut BGE als Standorte in Frage kommen – was wiederum Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf den Plan rief. „Wir werden das Verfahren sehr konstruktiv, aber auch kritisch begleiten“, erklärte er und kündigte an, die Expertise bayerischer Wissenschaftler einzuholen.

Neben ihren Experten setzt die BGE beim Verfahren zur Standortsuche auch auf Bürgerbeteiligung, etwa über Fach- und Regionalkonferenzen. „Es muss nachvollziehbar, die Kriterien müssen wissenschaftlich fundiert und im Vorhinein transparent definiert sein“, erklärte Wolfram König vom Bundesamt für Strahlenschutz Ende Juni dem KURIER. So wolle man die Fehler der 1970er-Jahre vermeiden.

 

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