Atomwaffen: Warum die Bombe nach wie vor geliebt wird

Russian nuclear missiles "Topol-M" in military parade, Moscow
Vom Wettrüsten der Supermächte zum nuklearen Schwarzmarkt: Wie die Welt das Streben nach der Atombombe nie wirklich aufgegeben hat.

Die Schweiz träumte bis 1988 davon, Schweden plante bereits die Produktion von 100 Stück, Südafrika hatte sogar sechs davon gebaut: Die Atombombe war und ist seit ihrem Bestehen ein strategisches Ziel für so manchen Staat.

Ihre Geschichte ist voll von Spionagefällen, Bestechungen, Verträgen und militärischen Operationen, um zu verhindern, dass ein feindlicher Staat den Besitz dieser mächtigen Waffe erlangt. Zehn Staaten (Südafrika gab sein Arsenal freiwillig auf) haben es bisher dennoch geschafft.

Das Manhattan-Project

Den Anfang machen die USA. Am 16. Juli 1945 geht die Sonne über der Wüste von New Mexiko zwei Mal auf, um exakt 5 Uhr 29 Minuten und 45 Sekunden beginnt vor bald 80 Jahren das Zeitalter der Atomwaffen. Zum ersten Mal in der Geschichte zünden die USA an jenem Tag eine Atombombe.

Nie zuvor hat die Menschheit eine ähnliche Gewalt entfesselt: Der gigantische Atompilz erreicht eine Höhe von zwölf Kilometern, die Sprengkraft entspricht 21.000 Tonnen TNT. Zurück bleibt ein strahlenverseuchter Krater mit einem Durchmesser von 800 Metern. Die Hitze schmilzt den Sand zu grünlichem Glas.

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Wenige Wochen später setzen die USA ihre ersten Atombomben im Krieg gegen Japan ein, vernichten die Städte Hiroshima und Nagasaki – und haben vier Jahre lang das Monopol auf die gefährlichste Waffe der Menschheit. 

Doch die Sowjetunion ist nicht untätig, hat Spione in das Manhattan-Project eingeschleust, jenes Projekt, das den Bau der Atombombe ermöglichte. Die erbeuteten Informationen sowie die Hilfe einiger deutscher Experten ermöglichen den sowjetischen Wissenschaftern, 1949 die erste sowjetische Atombombe herzustellen. Ein massives Wettrüsten zwischen den Weltmächten setzt ein – drei Jahre später vermeldet Großbritannien den ersten erfolgreichen Test mit seiner Atombombe. 1960 zieht Frankreich nach, will sich „strategisch unabhängig“ von der NATO machen.

Uran-Anreicherung

Tatsächlich soll Washington die Entwicklung der „Force de Frappe“ mit Argwohn verfolgt haben. 1964 testet auch die Volksrepublik China ihre erste Atombombe – anfangs von der Sowjetunion unterstützt, sollte es zwischen Nikita Chruschtschow und Mao Zedong bald zum Zerwürfnis kommen.

Doch mit den bisher gelieferten Informationen Moskaus gelingt es China rascher als gedacht, zur Atommacht aufzusteigen. Das Faktum, dass immer mehr Staaten nach Atomwaffen streben, sorgt weltweit für Kopfzerbrechen – auch bei jenen Staaten, die bereits ein eigenes nukleares Arsenal haben.

Atomwaffensperrvertrag

Nach Verhandlungen, die länger als vier Jahre dauern, unterzeichnen die USA, Großbritannien und die Sowjetunion den Atomwaffensperrvertrag (Nuclear Non-Proliferation Treaty, NPT), Frankreich und China werden ihm erst 1992 beitreten.

Wiewohl umstritten, gilt der NPT als erste Anstrengung, dem nuklearen Wettrüsten Einhalt zu gebieten.

Er fußt auf drei Säulen: Die Nichtverbreitung – Kernwaffenstaaten verpflichten sich, keine Atomwaffen weiterzugeben. Dazu die Abrüstung, wonach sich die offiziellen Kernwaffenstaaten (USA, Russland, China, Frankreich, Großbritannien) dazu verpflichten, in Verhandlungen über nukleare Abrüstung einzutreten. Und die Nutzung der Kernenergie zu friedlichen Zwecken: Alle Unterzeichnerstaaten dürfen zivile Nukleartechnologie nutzen – unter der Aufsicht der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO).

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