Wie ein afrikanischer Staat die Rivalität zwischen China und den USA ausnutzt
Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit hat Joe Biden am Montag noch einmal Geschichte geschrieben. Nicht etwa, weil er seinen Sohn Hunter begnadigte, sondern weil er als erster US-Präsident jemals Angola besuchte.
Die Reise in den riesigen Staat (mit der 14-fachen Fläche Österreichs) im Südwesten Afrikas ist das Ergebnis einer langen Annäherung. Seit dort 2017 Präsident João Lourenço übernahm, manövrierte er sein Land diplomatisch immer näher an die USA heran.
Für beide Seiten ist es eine Win-win-Situation: Die Vereinigten Staaten erhoffen sich in Angola Zugang zu wertvollen Rohstoffen. Das Land ist der zweitgrößte Erdölproduzent Afrikas, verfügt daneben über gewaltige Diamantvorkommen und die für hochtechnologische Produkte so wichtigen seltenen Erden.
Wenn man dabei auch noch eine wichtige Nation des „Globalen Südens“ aus dem Einflussbereich Chinas und Russland ziehen kann, umso besser.
Viele afrikanische Staaten sind abhängig von China
Genau das ist es, was sich Präsident Lourenço von der Partnerschaft mit den USA verspricht: Abhängigkeiten verringern. Kein afrikanisches Land kaufte seit 2000 so viele Waffen aus Russland, kein afrikanisches Land verschuldete sich in dieser Zeitspanne so sehr bei China (mit 35 % des BIP). Alleine im Jahr 2002 nahm Angola einen 60-Milliarden-Dollar Kredit bei chinesischen Banken auf.
Vor allem der chinesische Einfluss auf das Land ist heute riesengroß. Weil Angola die Kredite – natürlich – nicht zurückzahlen konnte, musste nachverhandelt werden – und man einigte sich mit den Chinesen darauf, stattdessen mit Rohstoffen und Abbaulizenzen zu bezahlen.
Es ist eine typische Taktik, mit der China bereits etliche andere afrikanische Staaten in die wirtschaftliche Abhängigkeit lockte. So ist China heute der mit Abstand größte Abnehmer von angolanischem Erdöl, chinesische Firmen bauten fast die gesamte öffentliche Infrastruktur, und brachten dafür mehr als 300.000 chinesische Arbeiter ins Land.
US-Gelder fließen bereits - wer nutzt hier wen aus?
Mit den USA an der Seite soll sich das künftig ändern. Schon jetzt entsteht mit dem „Lobito-Korridor“ eine fast 2.000 Kilometer lange Zugverbindung, die Angolas Westküste mit den benachbarten Binnenstaaten Sambia und der DR Kongo verbinden wird. Bezahlt wird das Projekt von den G-7-Staaten unter Führung der USA, die damit ein chinesisches Projekt ausstechen konnten.
Trotzdem: Bidens Besuch ist der erste eines US-Präsidenten in Sub-Sahara-Afrika seit 2015 – ein Symbol dafür, wie sehr die USA den Kontinent zuletzt vernachlässigten. Das wolle und werde man nun ändern, heißt es aus Washington, auch Bidens Nachfolger Donald Trump stehe zu diesem Kurs.
Kritiker bemängeln dagegen, dass Lourenço – ein von Korruptionsvorwürfen begleiteter Politiker – sich wohl nicht aus ideologischen Gründen den USA zuwandte, sondern lediglich geschickt den Konflikt zweier Großmächte zugunsten seines Landes auszunutzen versucht. Ein Beispiel, das bei anderen afrikanischen Staatschefs Schule machen könnte.
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