In Amsterdam eine 50-Quadratmeter-Wohnung mieten unter monatlichen 1.600 Euro? So gut wie unmöglich.
In kaum einer europäischen Stadt sind die Immobilienpreise in den vergangenen Jahren so explodiert wie in der niederländischen Metropole. Corona verschaffte nur eine kurze Atempause: Die sonst üblichen Touristenmassen blieben aus. Und auch die vielen, gut bezahlten ausländischen Mitarbeiter internationaler Konzerne wechselten oft ins heimatliche Homeoffice – und ließen so manche Mietwohnung leer stehen.
"Wohnungen sind zum Leben da"
Doch jetzt setzt die grüne Stadtregierung zum nächsten Schritt gegen die Wohnungsnot an: Wer ab 1. April in Amsterdam eine Wohnung im Wert von bis zu 512.000 Euro kaufen will, muss auch darin wohnen. Mindestens vier Jahre lang darf die erworbene Immobilie nicht vermietet werden. "Wohnungen sind dafür da, um darin zu leben, und nicht, um Geld zu verdienen", heißt es in einer Presseaussendung der Stadt.
Schon jetzt befindet sich ein Drittel aller Wohnung in Amsterdam in den Händen von Immobilienunternehmen. Dem soll mit der neuen Regelung ein bleibender Riegel vorgeschoben werden. Amsterdams Beispiel wird Schule machen: 130 weitere Gemeinden in den Niederlanden bereiten ähnliche Schritte vor, darunter die Hafenmetropole Rotterdam und Utrecht. Im Regierungssitz Den Haag wird noch geprüft.
Im letzten Jahr vor der Corona-Pandemie (2019) hat Amsterdam 22 Millionen touristische Übernachtungen registriert. Die Stadtführung hat nun gebremst: Künftig dürfen es nur noch maximal 20 Millionen pro Jahr sein.
Corona
Bei rund 80.000 Fällen lag zuletzt die Zahl der täglich registrierten Neuinfektionen in den Niederlanden. Die Lage in den Spitälern ist jedoch weitgehend entspannt: Etwa 220 Personen liegen wegen Corona auf Intensivstationen.
Einen anderen Meilenstein im Kampf gegen die Wohnungsnot in den dicht besiedelten Niederlanden hat Amsterdam bereits im vergangenen Herbst gesetzt: Wer seine Wohnung an Touristen vermieten will, muss dies vorher anmelden und sich registrieren lassen.
Airbnb-Bremse
Seither ist die Zahl der Anbieter bei allen Online-Zimmervermittlern drastisch zurückgegangen: Beim Marktführer Airbnb sank die Zahl von mehr als 16.000 Anbietern im vergangenen Frühling auf nunmehr knapp 3.000. Vor der Corona-Pandemie wurde Amsterdam mit seinen rund 800.000 Einwohnern jährlich von mehr als 20 Millionen Touristen besucht.
Nach wie vor ist die Anzahl von Sozialwohnungen in Amsterdam hoch – sie liegt bei einem Anteil von 50 Prozent. Auf der anderen Seite aber ist die Zahl der Luxus-Eigentumswohnungen und der allerteuersten Mietwohnungen wegen privater Investoren und Spekulanten inzwischen auf fast 30 Prozent gestiegen. Das ging vor allem auf Kosten von Menschen mit mittleren Einkommen – die sich Mieten in Amsterdam kaum noch leisten können. Ein Beamter der Amsterdamer Wohnbaubehörden gegenüber dem Sender AT5: "Amsterdam darf kein zweites London werden, kein Reservat für Reiche."
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